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Person Fritz Friedrich

Fritz Friedrich bei plattform Verlag

Am 7. Juni 2019 ist Dr. Friedrich Fritz gestorben. Er hatte 1960 bis 1962 den Hauptkurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung besucht und gleichzeitig das Studium der Geschichte und Germanistik abgeschlossen. Für seinen weiteren Lebensweg war sein Eintritt in den Dienst der Heeresverwaltung am Heeresgeschichtlichen Museum ent-scheidend. 1998 wurde er in hoher Position im Bundes-ministerium für Landesverteidigung pensioniert. Friedrich Fritz blieb lebenslang dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung persönlich eng verbunden. In einer Mail vom 3. April 2019 mit dem Betreff „Re:IföG“ schrieb er: „Ich bekomme ja auch die Einladungen zu den Vorträgen am Institut für Geschichtsforschung und gerade dieser Vortrag hätte mich sehr interessiert ... Es ist ein Wunder, wenn man mit 88 Jahren noch Vorträge halten kann. Ich könnte es jedenfalls nicht.“ Durch eine schwere Operation beeinträchtigt, verfolgte Fritz in seinen letzten Jahren das wissenschaftliche Leben nicht mehr durch physische Präsenz. Aber er war stets höchst interessiert, konnte zu vielfältigen Fragen kompetent Stellung nehmen und verfasste bis zu seinem Tod geschichtswissenschaftliche Texte. Es war für ihn nicht von Bedeutung, ob diese Texte publiziert würden – es ging ihm bloß darum, seine einschlägigen Überlegungen zu formulieren. In digitaler Fassung liegen viele seiner Texte vor. Sie betreffen die unterschiedlichsten Themen. Fritz schrieb als Mediävist wie als Zeitzeuge, als Kulturhistoriker wie als Alltagshistoriker, als Bearbeiter historischer Quellen ebenso wie als deren Interpret. Alle diese Texte sind so ausgefeilt, dass eine Edition nur wenig an Bearbeitung notwendig gehabt hätte. Wer sich ein Bild von der inhaltlichen und stilistischen Eigenart der Aufsätze von Friedrich Fritz machen möchte, dem sei die Lektüre des Texts „Totengebein und Marschmusik. Zweimal Deutsch-Wagram“ empfohlen. Er wurde 2018 in der Wissenschaftsplattform „Austria Forum“ publiziert. Der Text wurde aus aktuellem Anlass in An-schluss an einen Ausgrabungsbericht über Funde bei Grabungsarbeiten für die Autobahn geschrieben und bezieht sich in gleicher Weise auf bioarchäologische Erkenntnisse wie auf traditionelle österreichische Militärmusik. Einen besonderen thematischen Schwerpunkt nimmt unter den Texten von Friedrich Fritz die Geschichte seiner Heimatstadt Klosterneuburg und des dortigen Stiftes ein. Miterlebter Alltag des Jahres 1945 gehört hier genauso dazu wie die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem berühmten „Klosterneuburger Osterspiel“, einem der bedeutendsten und wichtigsten unter den geistlichen Spielen des Mittelalters. Dieses Jahrhunderte alte Kunstwerk Menschen von heute näher zu bringen, war Friedrich Fritz ein ganz besonderes Anliegen. Friedrich Fritz hatte sicher alle Voraussetzungen für eine exzellente Laufbahn als wissenschaftlicher Forscher. Er wäre wohl auch ein sehr engagierter akademischer Lehrer geworden. Alle sozialen Voraussetzungen dafür brachte er mit. Es ist anders gekommen. Eine Laufbahn an der Universität war ihm nicht beschieden. Wo, wie und durch wen Weichenstellungen in andere Richtungen erfolgten, lässt sich fast sechs Jahrzehnte danach heute nicht mehr rekonstruieren. Seine Kurskollegen – und viele Menschen über diesen Personenkreis hinaus – werden ihm jedenfalls ein ehrendes und freundschaftliches Andenken bewahren.

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