Die Kelten - Teil der modernen Welt
von Arnulf KrauseMit spektakulären Ausstellungen, Keltenstraßen und Keltenerlebniswegen gelangen die Kelten als Teil der eigenen Vergangenheit und mögliche Vorreiter eines europäischen Einheitsgedankens allmählich ins breite Bewusstsein und vermögen mancherorts gar eine Keltomanie auszulösen. Asterix der Gallier und Der Herr der Ringe sind nur zwei prominente Beispiele, wie keltische Motive literarisch und künstlerisch eingeflossen und weiterverarbeitet worden sind. Selbsternannte Druiden gründen zahlreiche neuheidnische, esoterische und okkultistische Vereinigungen, die das moderne Keltenbild nachhaltig prägen. Derartige Strömungen sagen vielfach mehr über moderne Hoffnungen und Wünsche als über die tatsächliche keltische Lebensrealität aus. Schreibt ein erwachendes ökologisches Bewusstsein den Kelten einen vorbildlichen Umgang mit Mensch und Natur zu, muss sich dies nicht zwangsläufig mit der historischen Realität decken. In erster Linie fungieren die Kelten als Sympathieträger: „Typisch Keltisches“ befindet sich jenseits von Logik und entzieht sich jeglicher Konkretisierung. Widerspenstig, wankelmütig, einfach und unverfälscht verkörpert es schlicht „das Andere“, den Gegenpol zur herrschenden Zivilisation. Der Historiker und Kenner der nordeuropäische Dichtung Arnulf Krause beleuchtet die reiche Palette gegenwärtig existierender Keltenbilder, die zwischen Vertrautheit und Exotik, Projektionsfläche und historischem Faktum, Wunsch und Wirklichkeit changiert und immer wieder neu verhandelt werden muss.