DIE ZEIT: Schockfrostige Zeiten brauchen wieder cooles Denken.
Der Tagesspiegel: [Eine] Aktualisierung, zu der auch ein Blick auf die Erfahrung des Krieges im 21. Jahrhundert gehören müsste, liegt ... an anderen. Wer auch immer sie aber leistet, wird es schwer haben, dieses Buch an Beobachtungsschärfe und gedanklichem Reichtum zu übertreffen.
DIE WELT: Es ist eine Schwarz-Weiß-Fotografie, die vor 28 Jahren aufgenommen wurde. Jetzt wird sie nachkoloriert und erhält plötzlich die Farben des Krieges wieder.
Über Helmut Lethens Studie aus dem Jahr 1994 schrieb Lorenz Jäger in der FAZ, es handle sich um eines der literaturwissenschaftlichen Bücher, die »in ihrer Disziplin Epoche gemacht haben«. Am Beispiel von Autoren wie Bertolt Brecht, Ernst Jünger oder Helmuth Plessner zeigt Lethen darin, wie in der Weimarer Republik – nachdem Traditionen und Moral ihre orientierende Funktion eingebüßt hatten – Verhaltenslehren propagiert wurden, die auf einen Habitus der Härte und Kälte setzten.
In einem ausführlichen Nachwort zu dieser Neuausgabe erkundet Lethen die Resonanzen, auf die seine Verhaltenslehren in den knapp dreißig Jahre seit ihrem Erscheinen gestoßen sind, und untersucht, ob sein Schlüsselsatz »Die Kälte rührt vom Eindringen der Physik in die moralische Idee« (Ossip Mandelstam) noch von analytischem Wert ist.