Der sammelnde Professor
Wissensdinge an Universitäten des Alten Reichs im 18. Jahrhundert
von Miriam MüllerDie Entstehung von Sammlungen ist eng mit dem Wandel des Wissenschaftsverständnisses im Europa der Frühen Neuzeit verknüpft: Neben dem traditionellen Bücherwissen traten empirische Methoden, für die materielle Objekte und wissenschaftliche Instrumente zur Hauptquelle des Wissensgewinns, zu „Wissensdingen“, wurden. Im 18. Jahrhundert entstanden in großem Umfang Professorensammlungen, mit denen neue Lehrmethoden Einzug in die Hörsäle unterschiedlichster Fächer hielten. Universitätseinrichtungen für die Arbeit mit Wissensdingen – botanische Gärten, chemische Labore, anatomische Theater – wurden erweitert und neu eingerichtet. Nicht zuletzt wurden die ersten institutionell an eine Universität angebundenen Sammlungen und Museen gegründet, die Wissensdinge zu einem festen Bestandteil der Hochschulen machten.
Die Praktiken, die diesem Wandlungsprozess zugrunde liegen, untersucht Miriam Müller an zahlreichen Beispielen. Eine breite Quellenbasis zu sammelnden Professoren an den Universitäten Göttingen, Halle (Saale), Helmstedt, Leipzig, Erlangen, Tübingen, Freiburg i. Br. und Ingolstadt ermöglicht dabei den vergleichenden Blick auf ein überregionales, fächerübergreifendes Phänomen, das die Wissenschaften bis heute prägt.