Irrationale Elemente deutscher Politik

Europa hat nur dann eine Zukunft als Subjekt internationaler Politik, wenn es seine Einigung vollendet. Andernfalls werden die einzelnen Staaten angesichts des allgemeinen Aufstiegs asiatischer Staaten bis zur Bedeutungslosigkeit marginalisiert.
Die europäische Vollendung kann ohne den führenden Beitrag Deutschlands und Frankreichs nicht vollbracht werden. Nach Bismarck (1890) und bis Adenauer (1949) wurde aber die deutsche Politik von irrationalen Elementen bestimmt, die zu den deutschen und den europäischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts geführt haben. Heute läßt die Politik der Bundesrepublik Deutschland keinen Zweifel über ihre feste europäische Orientierung zu.
Zugleich hat aber Deutschland Schwierigkeiten mit der Last seiner Vergangenheit. Sie belastet das politische Leben des Landes und das politische Verhalten seiner Bürger. Deutschland ist zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigt und auch rückwärts orientiert. Die Zukunftsperspektiven sind wirtschaftlichen Inhalts, die politische Vision fehlt. Daraus entstehen irrationale Elemente der aktuellen Politik, die Fragezeichen sowohl auf seine künftige Stabilität setzen, als auch auf seine Fähigkeit, den Prozess der europäischen Einigung zu vollenden.
Im Mittelpunkt des vorliegenden Buches steht die Frage, ob Deutschland weiterhin dazu beitragen kann, daß ein geeintes Europa ein eigenständiges Subjekt internationaler Politik oder ein Objekt der Politik planetarischer Mächte bleiben wird.