Charakterisierung von Immunzellen und inflammatorischen Zytokinen in der Peritonealflüssigkeit von Endometriose-Patientinnen
von Nicolette HalbenEndometriose (EM) tritt Östrogen-abhängig auf und ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen von Frauen im reproduktiven Alter. Das Auftreten von funktionalem Gewebe des Endometriums (Stroma und endometriale Drüsen) außerhalb der Uterushöhle, meist in Form von peritonealen Läsionen, definiert diese chronisch inflammatorische Erkrankung. Der Pathomechanismus ist ungeklärt und entsprechend sind keine kausal-therapeutischen Methoden etabliert. Es ist bekannt, dass verschiedene Komponenten des Immunsystems die Pathogenese der EM beeinflussen. Zudem zeigten Studien, dass neben endometrialem Gewebe auch Peritonealflüssigkeit immunkompetente Zellen beinhaltet. Ziel dieser Studie war es, die Rolle von Immunzellen und inflammatorischen Zytokinen in der Pathogenese und Etablierung von EM zu untersuchen. Hierzu wurden die Durchflusszytometrie, ein Bio-PlexTM Zytokin Assay und ein ELISA-Kit genutzt. Verschiedene Immunzellpopulationen und 27 Zytokine, Interleukine und Wachstumsfaktoren wurden in der Peritonealflüssigkeit von EM- und Kontroll-Patientinnen (benigne Geschehen wie Ovarialzysten oder Leiomyome) detektiert und charakterisiert. Zudem wurde die Konzentration des pro-inflammatorischen Neopterin, welches in verschiedenen chronischen Erkrankungen als Biomarker eingesetzt wird, analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Monozyten und Makrophagen die dominierenden Zellen in der Peritonealflüssigkeit der Frauen mit EM sind und die Zellgröße dieser Population positiv mit dem Schweregrad der EM korreliert. Zudem exprimieren sie HLA-DR signifikant geringer. Darüber hinaus sind signifikant erhöhte Konzentrationen an IL- 1β, IL-1Ra, IL-2, IL-4, IL-8, IL-10, IL-12 (p70), IL-17α, FGFb, G-CSF, MCP-1, MIP-1α, TNF-α und Neopterin in der Peritonealflüssigkeit der betroffenen Patientinnen zu finden. Die Konzentrationen von IL-12 (p70), IL-17α und FGFb sind speziell in milder EM signifikant hochreguliert, während IL-2, IL-8, MCP-1, TNF-α und MIP-1α in schwerer EM die höchsten Konzentrationen erreichen. Diese Resultate korrelieren mit der Annahme, dass veränderte Immunzellaktivitäten die Pathogenese der EM beeinflussen, indem sie die chronische Inflammation, Vaskularisation, Proliferation und Etablierung der EM-Läsionen fördern. Die geringere HLA-DR-Expression und veränderte Zellgröße der Makrophagen in EM zeigen, dass die Veränderungen qualitativer Art sind und diese Population eine entscheidende Rolle in der Pathogenese der EM spielen könnte. Die erhöhten Konzentrationen der pro- und antiinflammatorischen Zytokine weisen darauf hin, dass beide immunologischen Komponenten am komplexen Pathomechanismus der EM beteiligt sein könnten. Zudem wurde der Botenstoff Neopterin erstmalig auf diese Weise als neuartiger diagnostischer Marker in diesem detaillierten Gesamtkontext analytisch betrachtet und muss auch in künftigen Studien als potentieller Marker im Rahmen der EM bedacht werden.