Der Band ist das eindrucksvolle Ergebnis einer umfassenden Neuerforschung des sog. Turms der Winde in Athen. Den Kern bildet eine Neuaufnahme und Neudeutung des Bauwerks durch den (bereits aus der kongenialen Publikation des Eupalinos-Tunnels einschlägig bekannten) Bauforscher Hermann J. Kienast (HJK). (...) Ein großartiger Band für ein großartiges Bauwerk.
Von: Lutz Käppel
In: Gymnasium Bd.124 / 2017
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This book on the Tower of the Winds in Athens is important. The detailed analyses of its architecture, sculpture and sundials as well as the research Andronikos, the donor and creative mind behind is carried out with the thoroughness and enthusiasm.
Von Poul Pedersen
In Orbis Terrarum Bd. 14 (2016) S. 284-288
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„Hermann Kienast gelingt es auf der Grundlage der neuen, vorbildlichen und präzisen Dokumentation
und Beschreibung vor allem mit dem fünften Kapitel zur Deutung des Bauwerks, das Rätsel der Funktion
des Turms der Winde in Athen endgültig zu entschlüsseln. Neben der Zeitmessung durch die Sonnenuhren
an den Fassaden wurde er in erster Linie errichtet, um eine mit Wasserdruck betriebene Armillarsphäre
zur Anzeige des Laufes der Gestirne in sich auhunehmen. Diese komplizierte Apparatur wurde von dem
Astronomen Andronikos von Kyrrhos, der zugleich Architekt und Stifter des Turms war, im späten zweiten
vorchristlichen Jahrhundert eingerichtet, ihre Entwicklung aber weist nach Sizilien und geht letztlich
zurück auf den genialen Erfinder und Forscher Archimedes und seine Tätigkeit ein Jahrhundert zuvor in
Syrakus, am Hofe König Hierons II.“
Von Markus Wolf
In: Bonner Jahrbücher, Bd. 214 (2014), S. 341-343.
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„Der vorliegende Band ist eine äußerst präzise und alle bautechnischen wie architekturgeschichtlichen Fragen behandelnde Dokumentation des Turms der Winde. Das Buch ist mit hervorragenden Zeichnungen und Fotos reich ausgestattet. (...) Erstmals seit Stuart und Revett, und diese in manchen wichtigen Punkten, etwa dem bekrönenden Kapitell, korrigierend, liegt nun eine verläßliche zeichnerische Aufnahme und Analyse des Bestandes vor. Zusammen mit der Beschreibung, der Fotodokumentation und den Beiträgen von Karanastasi und Schaldach nötigt die besprochene Arbeit dem Leser nicht nur Respekt für die Leistungen des antiken Architekten und seiner Arbei ter am Turm der Winde ab, sondern auch für die der modernen Verfasser. Unstreitig gehört dieses Buch, auch als Muster für eigene Arbeiten, in jede archäologische Fachbibliothek!“
Torsten Mattern
In: Gnomon, Band 88 Heft 7 (2016), S. 634-639.
Der Turm der Winde in Athen
mit Beiträgen von Pavlina Karanastasi zu den Reliefdarstellungen der Winde und Karlheinz Schaldach zu den Sonnenuhren
von Hermann J. KienastDer Turm der Winde ist das besterhaltene antike Bauwerk in ganz Griechenland. Er steht zu Füßen der Akropolis, mitten im Zentrum von Athen, und ist wegen seiner eigenwilligen Form seit je ein viel beachtetes Monument. Die Auseinandersetzung mit ihm beginnt im 15. Jh., bereits Mitte des 18. Jhs. wurde eine vorbildliche Dokumentation veröffentlicht – eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung wurde jedoch erst jetzt vorgelegt.
Der Turm hat einen oktogonalen Grundriss, an den drei Anbauten angefügt sind – zwei rechteckige Ädikulen, die die beiden Eingänge an der Nordseite hervorheben, und einen runden Anbau nach Süden. Das Dach hat die Form einer achtseitigen Pyramide, die den prismatischen Baukörper perfekt nach oben abschließt. Die Architektur des Turms besticht durch formale Eleganz wie auch durch konstruktive Details.
Der gesamte Bau ist aus pentelischem Marmor errichtet. Seine äußere Erscheinung ist geprägt von geschlossenen Wänden, die an ihrer Krone mit Reliefs verziert sind – acht Windallegorien, denen der Turm seinen modernen Namen verdankt. Die Winde sind dargestellt als schwebende männliche Figuren, versehen mit unterschiedlichen Attributen, die die Eigenschaften des jeweiligen Windes hervorheben sollen. Unter den Winden sind an allen acht Seiten großflächige Sonnenuhren angebracht. Der Bau wurde deshalb durchweg als Uhrturm bezeichnet. Eine zusätzliche Bestätigung für eine solche Funktion sah man in Einarbeitungen im Boden der Turmkammer, die als Hinweis auf eine Wasseruhr gedeutet wurden.
Die vorliegende Publikation ist das Ergebnis einer langjährigen Erforschung des Bauwerks. Der gesamte Baubestand wurde gemessen, vor Ort gezeichnet und umfassend dokumentiert. Grundriss, Aufriss, Ansichten und alle notwendigen Details sind in maßstäblichen Zeichnungen vorgelegt, so dass auch ohne Autopsie ein vollständiges Bild des Monuments zu gewinnen ist. Ergänzt wird die Dokumentation durch zahlreiche Fotos, die die jeweiligen Einzelheiten verdeutlichen.
Diese grundlegende Auseinandersetzung mit dem Bau erbrachte nicht nur eine zuverlässige Datierung in die Jahre um 100 v. Chr., sie führte vor allem zu einer völlig neuen Deutung. Der Architekt Andronikos, der den Turm wohl auch gestiftet hat, hatte offensichtlich keinen Uhrturm geplant, er wollte an seinem Monument vielmehr die Gesetze des Universums vor Augen führen. Der Turm der Winde ist ein Vorläufer unserer heutigen Planetarien.