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Kein deutscher Künstler hat sich im Ersten Weltkrieg und in den Jahrzehnten danach so nachdrücklich für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit eingesetzt wie Heinrich Vogeler. Neben Paula Modersohn-Becker der berühmteste Worpsweder, residierte er als bedeutender Vertreter des Jugendstils auf dem „Barkenhoff“. Seinem Aufruf im Januar 1918 an Kaiser Wilhelm II., den Krieg zu beenden, folgten Inhaftierung, Ächtung und Verfolgung. Fortan führte er ein bescheidenes, oft ungesichertes Leben, das privatem Glück sowie einer weiteren künstlerischen Karriere entsagte. Nach dem gescheiterten Experiment seiner Kommune und Arbeitsschule übergab er sein einstiges Künstlerdomizil 1924 an die „Rote Hilfe“ für ein Heim, das Kriegswaisen und Kindern inhaftierter Eltern Erholung bot. Der Ausschluss aus der KPD (1929) machte ihn nahezu mittellos. Von Deutschland enttäuscht, fand er in der Sowjetunion 1931 eine neue Heimat, von wo aus er das NS-Regime bekämpfte. Die Biographie S. Breslers, der ein großer Kenner des Künstlers ist, begreift Heinrich Vogeler als ein deutsches Schicksal, das in einer behüteten Bremer Kindheit begann und 1942 in Kasachstan ein tragisches Ende fand.
Mehr als 300 Abbildungen und zahlreiche Dokumente zeichnen den Lebensweg eines Künstlers nach, der auch Lebensreformer, Pädagoge, Autor, Sozialist und Menschenfreund war. Durch alle Enttäuschungen und Verirrungen hindurch ist er seinem Streben nach einer besseren Welt treu geblieben. „Das macht ihn“, schreibt der Kunsthistoriker Bernd Küster, „als Menschen groß und als Künstler unvergleichbar.“ Ein Leben – zugleich Erbe und Auftrag.