Mensch und Wurm
Ärzte als wissenschaftliche Zoologen und rassistische Anthropologen um 1848
von Helmut VeilDie politischen Revolutionen von 1848 waren eng mit den naturwissenschaftlichen verwoben. Die biologischen und geologischen Wissenschaften hatten schon im Vorfeld der politischen Turbulenzen und noch im Nebel naturphilosophischer Prinzipien den religiös gefärbten Erklärungsmustern der Natur hart zugesetzt. Mit der politischen Reaktion landeten einige der modernen Naturwissenschaftler und Mediziner im Exil oder wie der Arzt Theodor Bilharz in einem Krankenhaus in Kairo. Dort wird er einen parasitischen Saugwurm als Ursache für eine weit verbreitete Blutarmut entdecken und Schädel für die Anthropologen nach Freiburg schicken. Mit diesem in den Museen der Hauptstädte landenden Material unsicherer Herkunft erarbeiteten die Anthropologen ihre Rassetheorien.
Die Erforschung von Parasiten war um die Mitte des 19. Jahrhunderts kein exotisches Thema für engstirnige Spezialisten. Generations- und Wirtswechsel in einem komplizierten Zyklus passten nicht in eine gottgegebene Ordnung und in die Vorstellung einer Urzeugung von Lebewesen. Das böse Drama von Wissenschaft und Scharlatanerie, von wissenschaftlicher Zoologie und Anthropologie des rassistischen Vorurteils wurde vor dem Hintergrund des kolonialen Raubs und der europäischen Modernisierung der islamischen Kultur mit der Brechstange gespielt.
Auch als E-Book (PDF) erhältlich: https://humanities. verlags-shop. de/
Die Erforschung von Parasiten war um die Mitte des 19. Jahrhunderts kein exotisches Thema für engstirnige Spezialisten. Generations- und Wirtswechsel in einem komplizierten Zyklus passten nicht in eine gottgegebene Ordnung und in die Vorstellung einer Urzeugung von Lebewesen. Das böse Drama von Wissenschaft und Scharlatanerie, von wissenschaftlicher Zoologie und Anthropologie des rassistischen Vorurteils wurde vor dem Hintergrund des kolonialen Raubs und der europäischen Modernisierung der islamischen Kultur mit der Brechstange gespielt.
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