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Geheimnisvolle Wesen, verhängnisvolle Augenblicke, unendliche Zeiten. Es gibt Dinge im Leben, die einfach unglaublich sind, und doch sind sie real. Da sind Träume, die den Weg zeigen, Erlebnisse, die das gesamte Leben auf den Kopf stellen und wahre Geschichten, gespickt mit einem Fünkchen Phantasie. Dieses Buch handelt von Unglaublichen Begegnungen, Erzählungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum Lachen, Weinen, Mitfühlen und Nachdenken. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: Sie fesseln Sie an die Seiten, berühren Sie und am Ende hinterlassen sie ein kleines, nachhallendes Gefühl. Was passiert, wenn man in eine Straßenbahn nach Nirgendwo einsteigt? Fiona bricht in ein neues Leben auf, aber die Vergangenheit holt sie ein. Manchmal sind Träume realer als die Wirklichkeit. Ein Spaziergang im Nebel verhilft einem Autor zu mehr Durchblick und verändert sein ganzes Leben. Manchmal steht etwas geschrieben und die Erfüllung ist Schicksal. Niemand kann es ändern. Lassen Sie sich von diesen und anderen Geschichten überraschen und verzaubern, entführen oder einfach nur verblüffen.
Prolog
Meine Eltern sind beide tot. Bevor mein Vater vor fünf Jahren starb betrachtete er jede Nacht den gro-ßen roten Planeten, den Mars. Ich stellte mir vor, dass er nun dort oben den Mars erkundet und auf seine Frau wartet. Letztes Jahr folgte ihm meine Mutter und als ich vor Weihnachten den Mond betrachtete, ganz in der Nähe des Mars fragte ich in die Nacht: „Hi Dad, ist die Mama gut bei dir angekommen?“ Ich starrte den Mars unverwandt an, so als könne er mir eine Antwort geben. Auf einmal sah ich eine Sternschnuppe, die genau zwischen Mond und Mars auf mich zuraste und vor meinen Augen verglühte. Ja, Mama ist jetzt bei meinem Dad und sie sind wieder zusammen. Auf 50 Jahre Glück folgten drei Jahre Traurigkeit, aber jetzt ist sie wieder sehr glücklich. Ich weiß es!
Wie ein Blitz durchraste mich der Gedanke: unglaubliche Begegnungen ja, das war das Thema unseres nächsten Kurzgeschichtenbandes, da war ich mir absolut sicher.
Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses Buches mit wunderschönen Geschichten aus Wahrheit und Dichtung.
GA2057
Klaus D. Bornemann
1
Nebel. Blickdichter, Farben verschlingender Moloch.
Fiona Brandt fröstelt. Zögernd lösen sich ihre Finger von der kalten Scheibe des riesigen Panoramafensters der Wandelhalle und nachdenklich betrachtet sie die schnell verblassenden Spuren ihrer Hände, denn noch immer beschleicht sie eine eigenartige Gefühlsmelange aus tiefsitzender Angst und brennender Neugier, wenn sich der feuchte, undurchdringliche Schleier über das Land senkt. Dann werden sie lebendig, erschreckende Traumbilder und geheimnisumwitterte Fabeln der Kindheit.
Sie steht am Fenster ihres Zimmers im ersten Stock des roten Backsteinhauses der Großeltern und in der Ferne lecken feine Fetzen lichtgrauer Schwaden, eine Nuance heller als das bleierne Dunkel des Himmels, aus dem Schilfdickicht am Rand des Moores, vereinen sich zu einem wogenden Etwas, das näher kriecht und Meter um Meter die satten grünen Wiesen bedeckt. Dann richtet es sich langsam auf, verwandelt Weidezäune samt Pfosten aus knorrigem Holz und die wenigen schmächtigen Bäume in Schimären, um sie wenig später, verborgen vor den Augen der Menschen, zum Leben zu erwecken, in jenem verborgenen Reich, in dem Elfen und gute Geister mit finsteren Kobolden erbittert um die Macht ringen. Und dann ist da diese seltsame, vibrierende Stille, nur ab und an unterbrochen vom verhaltenen Klagen verirrter Nebelhörner, das wie das Stöhnen verlorener Seelen klingt.
Abrupt dreht sie sich um, trocknet verstohlen die feuchten Handflächen an ihrem dunkelblauen Wollmantel und klammert sich mit der rechten Hand an den Schulterriemen ihrer Umhängetasche. Allmählich verdrängen scheinbar ziellos durch die Halle hetzende Zeitgenossen die bedrückenden Reminiszenzen und babylonisches Stimmengewirr, über dem eine monotone Stimme fortwährend die Liste der stornierten Flüge vorträgt, wummert in ihren Ohren. Sie atmet noch einmal tief durch und macht sich auf den Weg, fest entschlossen das chaotische Gewimmel zielstrebig zu durchqueren, um sich in der Lounge, am anderen Ende der Halle, die Wartezeit mit einem Cocktail angenehm zu verkürzen.
Die Bar, mit jeder Menge Mahagoni Furnier und matt schimmernder Bronze auf Englischer Pub getrimmt, ist erwartungsgemäß bestens besucht und am Tresen drängen sich murrende Reisende. Fiona hat Glück und ist zur Stelle, als ein älteres Paar ein rundes Tischchen räumt. Sie nimmt Platz und legt ihre Tasche auf den freien Stuhl, was den Eindruck erwecken soll, sie wäre nicht allein und ihre Begleiterin wäre nur mal eben im Waschraum. Der zuständige Kellner, ein junger Kerl, dessen Fliege schief unter dem langen Kinn hängt und dem das weiße Hemd und die schwarze Hose überweit am dürren Körper schlackern, ist erstaunlich schnell zur Stelle. Die Auswahl an Cocktails ist armselig, aber wenigstens haben sie Oliven und so entscheidet sich Fiona für einen Martini, egal ob geschüttelt oder gerührt. Selbstverständlich ist es ärgerlich, dass kein Flugzeug abheben darf und sich ihre Heimreise um Stunden verzögern wird, aber im Großen und Ganzen war der Trip ein voller Erfolg.
Prolog
Meine Eltern sind beide tot. Bevor mein Vater vor fünf Jahren starb betrachtete er jede Nacht den gro-ßen roten Planeten, den Mars. Ich stellte mir vor, dass er nun dort oben den Mars erkundet und auf seine Frau wartet. Letztes Jahr folgte ihm meine Mutter und als ich vor Weihnachten den Mond betrachtete, ganz in der Nähe des Mars fragte ich in die Nacht: „Hi Dad, ist die Mama gut bei dir angekommen?“ Ich starrte den Mars unverwandt an, so als könne er mir eine Antwort geben. Auf einmal sah ich eine Sternschnuppe, die genau zwischen Mond und Mars auf mich zuraste und vor meinen Augen verglühte. Ja, Mama ist jetzt bei meinem Dad und sie sind wieder zusammen. Auf 50 Jahre Glück folgten drei Jahre Traurigkeit, aber jetzt ist sie wieder sehr glücklich. Ich weiß es!
Wie ein Blitz durchraste mich der Gedanke: unglaubliche Begegnungen ja, das war das Thema unseres nächsten Kurzgeschichtenbandes, da war ich mir absolut sicher.
Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses Buches mit wunderschönen Geschichten aus Wahrheit und Dichtung.
GA2057
Klaus D. Bornemann
1
Nebel. Blickdichter, Farben verschlingender Moloch.
Fiona Brandt fröstelt. Zögernd lösen sich ihre Finger von der kalten Scheibe des riesigen Panoramafensters der Wandelhalle und nachdenklich betrachtet sie die schnell verblassenden Spuren ihrer Hände, denn noch immer beschleicht sie eine eigenartige Gefühlsmelange aus tiefsitzender Angst und brennender Neugier, wenn sich der feuchte, undurchdringliche Schleier über das Land senkt. Dann werden sie lebendig, erschreckende Traumbilder und geheimnisumwitterte Fabeln der Kindheit.
Sie steht am Fenster ihres Zimmers im ersten Stock des roten Backsteinhauses der Großeltern und in der Ferne lecken feine Fetzen lichtgrauer Schwaden, eine Nuance heller als das bleierne Dunkel des Himmels, aus dem Schilfdickicht am Rand des Moores, vereinen sich zu einem wogenden Etwas, das näher kriecht und Meter um Meter die satten grünen Wiesen bedeckt. Dann richtet es sich langsam auf, verwandelt Weidezäune samt Pfosten aus knorrigem Holz und die wenigen schmächtigen Bäume in Schimären, um sie wenig später, verborgen vor den Augen der Menschen, zum Leben zu erwecken, in jenem verborgenen Reich, in dem Elfen und gute Geister mit finsteren Kobolden erbittert um die Macht ringen. Und dann ist da diese seltsame, vibrierende Stille, nur ab und an unterbrochen vom verhaltenen Klagen verirrter Nebelhörner, das wie das Stöhnen verlorener Seelen klingt.
Abrupt dreht sie sich um, trocknet verstohlen die feuchten Handflächen an ihrem dunkelblauen Wollmantel und klammert sich mit der rechten Hand an den Schulterriemen ihrer Umhängetasche. Allmählich verdrängen scheinbar ziellos durch die Halle hetzende Zeitgenossen die bedrückenden Reminiszenzen und babylonisches Stimmengewirr, über dem eine monotone Stimme fortwährend die Liste der stornierten Flüge vorträgt, wummert in ihren Ohren. Sie atmet noch einmal tief durch und macht sich auf den Weg, fest entschlossen das chaotische Gewimmel zielstrebig zu durchqueren, um sich in der Lounge, am anderen Ende der Halle, die Wartezeit mit einem Cocktail angenehm zu verkürzen.
Die Bar, mit jeder Menge Mahagoni Furnier und matt schimmernder Bronze auf Englischer Pub getrimmt, ist erwartungsgemäß bestens besucht und am Tresen drängen sich murrende Reisende. Fiona hat Glück und ist zur Stelle, als ein älteres Paar ein rundes Tischchen räumt. Sie nimmt Platz und legt ihre Tasche auf den freien Stuhl, was den Eindruck erwecken soll, sie wäre nicht allein und ihre Begleiterin wäre nur mal eben im Waschraum. Der zuständige Kellner, ein junger Kerl, dessen Fliege schief unter dem langen Kinn hängt und dem das weiße Hemd und die schwarze Hose überweit am dürren Körper schlackern, ist erstaunlich schnell zur Stelle. Die Auswahl an Cocktails ist armselig, aber wenigstens haben sie Oliven und so entscheidet sich Fiona für einen Martini, egal ob geschüttelt oder gerührt. Selbstverständlich ist es ärgerlich, dass kein Flugzeug abheben darf und sich ihre Heimreise um Stunden verzögern wird, aber im Großen und Ganzen war der Trip ein voller Erfolg.