Lieben Leben Träumen von Susanne Praunegger | ISBN 9783939359432

Lieben Leben Träumen

von Susanne Praunegger
Buchcover Lieben Leben Träumen | Susanne Praunegger | EAN 9783939359432 | ISBN 3-939359-43-2 | ISBN 978-3-939359-43-2

Lieben Leben Träumen

von Susanne Praunegger
Mein ICH wohnt in einem Palast.
Der größte Raum wird von meinem Herzen bewohnt. Hier ist es warm und behaglich. Ich bin gerne in diesem Zimmer. Manchmal lege ich mich auf das Bett des Wohlfühlens und gehe meinen Gedanken nach, aber bleibe dennoch immer ruhig dabei liegen. Hin und wieder kommen die Phantasie und das Tagträumchen mit auf Besuch. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass die Zeit auch bei mir wohnt. Sehr oft läuft sie davon. Dann habe ich mächtig zu tun sie wieder einzuholen. Aber im Grunde verstehen wir uns recht gut. Sie meint halt immer, sie müsse Spuren hinterlassen und da haben wir so unsere Diskussionen. Irgendwie muss ich ihr Recht geben. Sie muss doch beweisen, dass es sie gibt, sonst gerät sie in Vergessenheit und das gefällt ihr natürlich nicht. Wer will schon vergessen werden? Wenn mir auf meinem Wohlfühlbett die Gedanken nicht gefallen, stehe ich auf und lege die Decke des Vergessens darüber. Nicht immer lässt sie sich glatt streifen. Es gibt schon Tage, da bleibt sie zerdrückt und hat einige Falten. Jedoch nach einiger Zeit glätten sich auch diese. Meine Schränke sind voll mit Gefühlen. In den unteren Schubladen sind Erinnerungen, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Unverständnis, Kränkungen, Mutlosigkeit, Schüchternheit, Zweifel und auch sonst einiger Ballast abgelegt. Weiter oben Zuversicht, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Mitleid, Lebensfreude. Die Hoffnung hat ein besonders großes Fach extra. Das braucht sie ganz einfach, weil es davon immer etwas geben muss. Hoffnung darf nie ausgehen. Dann hängt da auch viel altes Zeug herum, das längst schon gesichtet gehört und dann raus damit. Sagt sich so leicht. Ich kann mich halt nicht trennen. Das Loslassen ist so eine Sache. Hin und wieder nehme ich mir Zeit die alten, verbrauchten Gefühle durchzusehen, aber viel bringt es nicht. Einige Kleinigkeiten die in die Schublade des Vergessens kommen, aber dann gibt es Zeiten, wo ich sie wieder (unnötigerweise) heraushole. Wenn ich in Pension gehe, denke ich, wird sich da allerhand tun. Da werde ich ausmustern und umschlichten. Die Schubladen ganz oben, die mag ich besonders gern. Schön frisch und säuberlich liegen da meine diversen Freundschaften, manche bereits sehr alte Stücke, aber gepflegt und teilweise ausgebessert. Dann die mit Rosenpapier ausgelegte Lade voll bis oben mit Liebe. Welch ein entzückender Anblick. In der Ablage, Kolleginnen und Kollegen da ist alles kunterbunt durcheinander. Ein fröhliches Sammelsurium, herzerfrischend und teilweise wohltuend. Ich schließe den Schrank mit dem Schlüssel der Ruhe. Es ist ein gutes Gefühl so viel sein eigen zu nennen.