
×
Der Prinz vom Nil
Die Geschichte von Achmed Omara Ali. Erzählung
von Peter Wimmer, illustriert von Constanze Kopatz und Peter WimmerEs ist die Geschichte von Achmed Omara Ali, ein Fellachensohn ohne Schulbildung, konfrontiert mit der heutigen Welt. Achmed lebt auf der Schattenseite des Lebens, am Westufer des Nils,
jenseits von Luxor. Theben-West, Outside, das ist seine Adresse, das Leben seine Schule. Das Buch beschreibt neben seiner Auseinandersetzung mit den Werten des Lebens, so wie sie sich ihm darstellen, auch den Eindruck, den er von Touristen hat. Achmed beobachtet und lernt, zieht daraus Schlüsse, die ihn ruhig und zufrieden machen. Am Ende ist er reicher, als die, die auf den ersten Blick reich erscheinen. So wird aus ihm ein wirklicher Prinz. Eine gute Lektüre für
Nil-Erstreisende – aber nicht nur ein Buch für Ägyptenfreunde. Ein Lichtstrahl für Dauerreisende auf dem Weg in das Innere der Dinge.
Ägypten ist nicht nur ein Land mit faszinierenden Zeugnissen einer uralten Hochkultur, Ägypten hat wie alle nordafrikanischen Länder auch hinsichtlich seiner Menschen unglaublich viel zu
bieten. Aber um wirklichen Ägyptern zu begegnen, muß man sich etwas fortbewegen von den Kulturstätten, nicht weit, oft nur ein paar hundert Meter. Der Reisende wird, wenn er sich für den Lebensraum der Ägypter von heute interessiert, Bilder und Lebensweisen vorfinden, wie sie im ältesten Buch der Welt beschrieben sind. Doch dies erscheint mir sehr wichtig: Die Menschen, die dort in einer für uns unbegreiflichen Einfachheit aber auch beneidenswerten Zufriedenheit leben, haben ein Recht auf den Erhalt ihres Lebensraums und ihrer Traditionen. Es ist ein Lebensraum, in dem alles nach uralten Regeln abläuft.
Gerade die traditionellen Wurzeln sind es, die in diesem Land fünfzig Millionen Menschen davon leben lassen was das Wasser des Nils ermöglicht. Fünfzig Millionen Menschen leben ohne Krankenversicherung, Arbeitslosenunterstützung und Altersversorgung, meist in Großfamilien, in einem Land, in dem es so gut wie nie regnet, in einem Land, welches zu 97 Prozent aus Wüste besteht. Jeder Eindringling, und das sind wir alle, die wir in solche Länder reisen, sollte sich bewußt sein, welche Verantwortung er als Mensch mit Bildung und Wissen um globale Zusammenhänge und Abhängigkeiten diesen Menschen gegenüber hat. Respekt und Achtung vor der uralten Tradition und ein hohes Maß an Bescheidenheit und Zurückhaltung, das sollten die hervorstechenden Eigenschaften des Touristen sein. Es sind nicht die Fotomotive, die den Wert einer Ägyptenreise ausmachen, sondern die Bilder und Eindrücke, die man in sich selbst aufnimmt. Nur diese sind von nachhaltigem Wert. Daraus können Erkenntnisse wachsen, die das Leben in unserem Lebensraum revolutionieren.
(.) Es ist für jedes Kind in Ägypten von entscheidender Bedeutung, ob die Eltern arm sind oder ob sie ihm eine Schulausbildung finanzieren können. Achmeds Familie kann das nicht. So muss er schon früh mit aufs Feld hinaus, wie beinahe alle Kinder in seinem Dorf. Dort merkt er bald, was es heißt, ein „Mann“ zu sein. Doch Achmed lernt schnell. Er ist fleißig und ehrgeizig.
Gerade acht Jahre alt, kennt er sich auch schon gut aus in seiner Dorfgemeinschaft und in der von zwei Nachbardörfern. Er kennt die Hierarchien, hat sich an ihnen gemessen und dabei seine eigene Bedeutung und Wertigkeit erfahren. Er weiß aber auch, was man tun muss, um weiterzukommen. Er hat schon viel vom Leben gelernt. Das Leben ist seine Schule. Er ist der Herr auf seiner Ebene. Er ist schon Herr über Tiere, über kleinere und schwächere, über weniger
clevere Kinder in seinem Dorf. Sein Selbstbewußtsein ist ungebrochen. Wenn er es zu weit treibt, zieht ihn der Vater, der meist erst abends, wenn es schon dunkel ist, nach Hause kommt, an den Ohren. Das tut weh, macht ihm aber auch klar, dass das der Weg ist, sein Ziel. Der Stärkere, der Überlegenere, der hat das Sagen. Das sind seine Vorbilder. Immer öfter überschreitet er die Grenze seiner Machtebene. Bis er den Kopf hinausstreckt aus der dörflichen Rangordnung, die ihm arge Fesseln anlegt, die ihm zu klein und unbedeutend erscheint.
Mehr Info: www. wimmer-autor. de
jenseits von Luxor. Theben-West, Outside, das ist seine Adresse, das Leben seine Schule. Das Buch beschreibt neben seiner Auseinandersetzung mit den Werten des Lebens, so wie sie sich ihm darstellen, auch den Eindruck, den er von Touristen hat. Achmed beobachtet und lernt, zieht daraus Schlüsse, die ihn ruhig und zufrieden machen. Am Ende ist er reicher, als die, die auf den ersten Blick reich erscheinen. So wird aus ihm ein wirklicher Prinz. Eine gute Lektüre für
Nil-Erstreisende – aber nicht nur ein Buch für Ägyptenfreunde. Ein Lichtstrahl für Dauerreisende auf dem Weg in das Innere der Dinge.
Ägypten ist nicht nur ein Land mit faszinierenden Zeugnissen einer uralten Hochkultur, Ägypten hat wie alle nordafrikanischen Länder auch hinsichtlich seiner Menschen unglaublich viel zu
bieten. Aber um wirklichen Ägyptern zu begegnen, muß man sich etwas fortbewegen von den Kulturstätten, nicht weit, oft nur ein paar hundert Meter. Der Reisende wird, wenn er sich für den Lebensraum der Ägypter von heute interessiert, Bilder und Lebensweisen vorfinden, wie sie im ältesten Buch der Welt beschrieben sind. Doch dies erscheint mir sehr wichtig: Die Menschen, die dort in einer für uns unbegreiflichen Einfachheit aber auch beneidenswerten Zufriedenheit leben, haben ein Recht auf den Erhalt ihres Lebensraums und ihrer Traditionen. Es ist ein Lebensraum, in dem alles nach uralten Regeln abläuft.
Gerade die traditionellen Wurzeln sind es, die in diesem Land fünfzig Millionen Menschen davon leben lassen was das Wasser des Nils ermöglicht. Fünfzig Millionen Menschen leben ohne Krankenversicherung, Arbeitslosenunterstützung und Altersversorgung, meist in Großfamilien, in einem Land, in dem es so gut wie nie regnet, in einem Land, welches zu 97 Prozent aus Wüste besteht. Jeder Eindringling, und das sind wir alle, die wir in solche Länder reisen, sollte sich bewußt sein, welche Verantwortung er als Mensch mit Bildung und Wissen um globale Zusammenhänge und Abhängigkeiten diesen Menschen gegenüber hat. Respekt und Achtung vor der uralten Tradition und ein hohes Maß an Bescheidenheit und Zurückhaltung, das sollten die hervorstechenden Eigenschaften des Touristen sein. Es sind nicht die Fotomotive, die den Wert einer Ägyptenreise ausmachen, sondern die Bilder und Eindrücke, die man in sich selbst aufnimmt. Nur diese sind von nachhaltigem Wert. Daraus können Erkenntnisse wachsen, die das Leben in unserem Lebensraum revolutionieren.
(.) Es ist für jedes Kind in Ägypten von entscheidender Bedeutung, ob die Eltern arm sind oder ob sie ihm eine Schulausbildung finanzieren können. Achmeds Familie kann das nicht. So muss er schon früh mit aufs Feld hinaus, wie beinahe alle Kinder in seinem Dorf. Dort merkt er bald, was es heißt, ein „Mann“ zu sein. Doch Achmed lernt schnell. Er ist fleißig und ehrgeizig.
Gerade acht Jahre alt, kennt er sich auch schon gut aus in seiner Dorfgemeinschaft und in der von zwei Nachbardörfern. Er kennt die Hierarchien, hat sich an ihnen gemessen und dabei seine eigene Bedeutung und Wertigkeit erfahren. Er weiß aber auch, was man tun muss, um weiterzukommen. Er hat schon viel vom Leben gelernt. Das Leben ist seine Schule. Er ist der Herr auf seiner Ebene. Er ist schon Herr über Tiere, über kleinere und schwächere, über weniger
clevere Kinder in seinem Dorf. Sein Selbstbewußtsein ist ungebrochen. Wenn er es zu weit treibt, zieht ihn der Vater, der meist erst abends, wenn es schon dunkel ist, nach Hause kommt, an den Ohren. Das tut weh, macht ihm aber auch klar, dass das der Weg ist, sein Ziel. Der Stärkere, der Überlegenere, der hat das Sagen. Das sind seine Vorbilder. Immer öfter überschreitet er die Grenze seiner Machtebene. Bis er den Kopf hinausstreckt aus der dörflichen Rangordnung, die ihm arge Fesseln anlegt, die ihm zu klein und unbedeutend erscheint.
Mehr Info: www. wimmer-autor. de