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Apokalyptik im biomedizinischen Diskurs
Eine theologische Analyse der aktuellen Debatte
von Marco Hofheinz, herausgegeben von Hans M Sass, Jochen Vollmann und Michael ZenzApokalyptische Stimmungen und Visionen haben Konjunktur. Auch im gegenwärtigen biomedizinethischen Diskurs lässt sich etwa im Blick auf den gefakten südkoreanischen „Klon-Erfolg“ oder die sog. „Sloterdijk-Debatte“ die Wiederkehr apokalyptischer Deutungsmuster beobachten. Die vorliegende Untersuchung beschreibt die verschiedenen vorfindlichen „bioapokalyptischen“ Argumentationstypen bzw. Denkmuster und versucht fernerhin zu zeigen, inwiefern diese inhaltlich mit der urchristlichen Apokalyptik inkompatibel sind. Es wird die These vertreten, dass die nachweisbaren „Bioapokalypsen“ den profanen, neuzeitlich-säkularisierten Apokalypsen zuzurechnen sind, die sich bei näherem Hinsehen als kupierte Apokalypsen erweisen: Sie blenden die biblische, genauer: apokalyptisch-paulinische Rede von der „neuen Kreatur“ aus und umgehen so die Pointe biblischer Apokalyptik. Gerade darin besteht, aus binnenkirchlicher Perspektive geurteilt, ihre theologische Illegitimität. Dabei ist allerdings aus einer solchen Perspektive heraus selbstkritisch der indirekte Beitrag zu beachten, den die Theologie dazu lieferte, indem sie nämlich besagte Pointe vielfach kaum oder gar nicht artikulierte und dadurch jenes Vakuum entstehen ließ, das anderweitig gefüllt wurde.