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Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
Ethnologisch-soziologische Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte und Theorienbildung
von Hans J HildebrandtHans-Jürgen Hildebrandt: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Ethnologisch-soziologische Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte und Theorienbildung. Mit zwei weiteren Beiträgen von Martin Bennhold: „Hermann - der erste Deutsche“. Zur Funktion des Hermann-Mythos bei der Konstruktion eines völkischen Deutschtums im 19. und 20. Jahrhundert; und Lothar Pützstück: Nationalsozialistische Völkerkunde in Köln.
Während das Thema „Fremdheit“ im politisch-pädagogischen Bereich seit Jahren ausführlich diskutiert wird, ist die Frage nach dem Verhältnis von Selbst- und Fremdwahrnehmung und dessen mögliche Relevanz für die Theorienkonstruktion in den Sozialwissenschaften bisher kaum thematisiert worden. Das Aufgreifen dieser Fragestellung in den ethnologisch-soziologischen Arbeiten dieses Sammelbandes führt mitten hinein in die Grundprobleme gesellschaftswissenschaftlicher Theorienbildung. Dabei wird insbesondere die Notwendigkeit genauer (wissenschafts) historischer Forschungen betont. Diese sind nicht nur zur Erklärung gegenwärtiger Strukturen und Prozesse unabdingbar. Erst auf ihrer Grundlage ist es letztlich möglich, die diversen Implikationen - und damit eben auch die Begrenztheit - der eigenen, kulturgebundenen Kategoriensysteme herauszuarbeiten und bestimmten Mythenbildungen im Bereich der Sozialwissenschaften entgegenzuwirken. Eine solche kritische und differenzierte „Selbstwahrnehmung“ ist nach Meinung des Verfassers notwendige Voraussetzung für eine adäquate „Fremdwahrnehmung“. Nur unter Berücksichtigung beider Aspekte ist es möglich, den Eurozentrismus in der soziologischen Begriffsbildung zu überwinden und eine konsequent wissenschaftliche, interkulturell fundierte allgemeine Theorie der Gesellschaft zu entwickeln. Die Überwindung bestehender Fächergrenzen ist dabei eine conditio sine qua non.
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