Grazer Linguistische Monographien 42 von Boretzky Norbert | Untersuchungen zur Lexik des Romani. Ergänzungen II | ISBN 9783901600555

Grazer Linguistische Monographien 42

Untersuchungen zur Lexik des Romani. Ergänzungen II

von Boretzky Norbert
Buchcover Grazer Linguistische Monographien 42 | Boretzky Norbert | EAN 9783901600555 | ISBN 3-901600-55-8 | ISBN 978-3-901600-55-5

Grazer Linguistische Monographien 42

Untersuchungen zur Lexik des Romani. Ergänzungen II

von Boretzky Norbert
Allgemeines Romani hat bekanntlich einen sehr begrenzten ererbten Wortschatz, der ohne große Verluste von Generation zu Generation weitergegeben worden ist. Unter Erbwortschatz versteht man gewöhnlich die aus dem Indischen stammenden Elemente, aber ererbt im weiteren Sinne sind auch frühe vor-europäische und spätere europäische Lehnschichten, also iranische, armenische, griechische und später slavische, rumänische und weitere Schichten, sofern letztere nicht Übernahmen aus aktuellen Kontaktsprachen darstellen. Der voreuropäische Wortschatz hält sich sicher weit unter 1000 Wortwurzeln, der aus europäischen Sprachen stammende lässt sich nicht so leicht benennen bzw. zählen, da er für verschiedene Dialekte verschieden umfangreich ist. Alle Dialekte in Europa ent-halten griechische Etyma und wohl auch mindestens einige Slavismen1, aber die Zahlen schwanken hier bedeutend. Dies hat mit der Geschichte der Roma von ihrer Ankunft an in Europa bis etwa zum 16. bis 17. Jahrhundert zu tun, als Romagruppen sich auf Migrationen befanden, vom Südosten grosso modo nach Norden bis Nordwesten, vielleicht in der Art, dass die weiter nördlich sitzenden Gruppen eher in ihre späteren Wohngebiete gelangt sind als die südlicheren. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Roma die erste bzw. wichtigste Kontaktsprache gut beherrschen, die Kenntnis früherer Kontaktsprachen bei ihnen aber in der Regel bald abnimmt, sobald der Kontakt abreißt. Dabei schwinden nicht alle Wörter aus letzteren, ein gewisser Teil bleibt erhalten und geht in einen erweiterten Erbwortschatz über. Griechische Elemente findet man in allen Dialekten, einige slavische auch, aber die Existenz anderer Elemente ist davon abhängig, mit welchen Völkern die jeweiligen Roma-Gruppen in Kontakt kamen, in welchen Ländern sie lebten. Es ist charakteristisch für die Roma, dass sie nur einen begrenzten Anteil solcher „Kontaktwörter“ bewahren, die anderen aber durch Wörter der neuen Kontaktsprache ersetzen. [...]