Der Einzige und sein Eigentum von Michalis Pichler | ISBN 9783868740059

Der Einzige und sein Eigentum

von Michalis Pichler
Mitwirkende
Autor / AutorinMichalis Pichler
Vorarbeiten vonMax Stirner
Nachwort vonAnnette Gilbert
Epilog vonCraig Dworkin
Buchcover Der Einzige und sein Eigentum | Michalis Pichler | EAN 9783868740059 | ISBN 3-86874-005-8 | ISBN 978-3-86874-005-9
Innenansicht

Der Einzige und sein Eigentum

von Michalis Pichler
Mitwirkende
Autor / AutorinMichalis Pichler
Vorarbeiten vonMax Stirner
Nachwort vonAnnette Gilbert
Epilog vonCraig Dworkin
'Die Entwendung führt die vergangenen kritischen Folgerungen, die zu ehrenwerten Wahrheiten erstarrt sind, d. h. in Lügen verwandelt wurden, wieder der Subversion zu'15, schreibt Guy Debord in Die Gesellschaft des Spektakels. Ganz in diesem Sinne legt Pichler bei seinem ›writing-through‹ latente Bedeutungsnuancen in Stirners Text offen. Er hält sich dabei an die Überzeugung der Situationisten, 'that interventions must always be made within preexisting structures'16. Nur noch die Wörter 'Ich' und 'Mein' stehen lassend, gelingt es ihm, aus Stirners Text, der ursprünglich wohl den Titel 'Ich' tragen sollte17, das herauszuholen, was tief und doch ganz offen in ihm steckt – so klar hat man den Grundimpetus, den Kern der Stirnerschen Philosophie bisher kaum vor Augen geführt bekommen. Dabei tritt Pichler nicht wie Helms als Herausgeber eines gekürzten und bearbeiteten und somit verfälschten Stirner-Textes auf, sondern als Autor eines eigenständigen Textes, dem Stirners Text als Material diente.18 Bei Pichler sind die Prinzipien der Textzensur und -auswahl klar ersichtlich und darüber hinaus markiert – zwar nicht mit Hilfe von Visualisierungen wie Durchstreichungen, Ausstreichungen, schwarzen Balken o.ä., wie es gewöhnlich in aus politischen Gründen zensierten Texten, aber auch häufig in Texten experimenteller Literatur mit ihrer ausgeprägten erasure poetry der Fall ist, etwa in Gerhard Rühms Neue Tageszeitung und Übermaltes Buch, Arno Schmidts Zettel’s Traum, Man Rays Lautgedicht, Marcel Broodthaers Un Coup de Dés (image), Bob Browns Gems: A Censored Anthology. Der Eingriff in den Originaltext und insbesondere das Ausmaß der umfangreichen Streichungen werden aber durch Bei- behaltung des Reclam-Layouts und der originalen Seitenzahl deutlich signalisiert. Vom Ursprungstext wird in großen Teilen das Schriftbild, die Druckfarbe, eliminiert, nicht aber der von ihm einst eingenommene Raum – sowohl im Haupttext insgesamt, der weiter 412 Seiten enthält, als auch auf jeder einzelnen Seite, deren Kolumnentitel und Stege nun weiße, größtenteils leere Flächen rahmen. Ein Nebeneffekt dieser Löschungen ist, dass sowohl das Weiß der Seiten als auch das diskursorganisierende Prinzip einer Buchseite mit Blattrand, Steg, Kolumne und Titel, Pagina, Satzspiegel etc. in ihrer Bedeutung für die Konstitution eines Textes bewusst wahrgenommen werden. Ganz im Sinne Mallarmés, der in Un Coup de Dés als einer der ersten die Bedeutung des Weiß der Buchseite erkannte19, sind daher auch in Pichlers Der Einzige und sein Eigentum das Buchvolumen, das Weiß der Seiten und die Paratexte genauso Bedeutungsträger wie die Schriftzeichen selbst.
-- Annette Gilbert