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Schriftenreihe zur Geschichte der Akustik - Heft 6
Von der Luftsirene bis zur russischen Aeroakustik - der Strömungsschall stimuliert die Akustik
von Peter Költzsch, herausgegeben von Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V.Die Geschichte der Strömungsakustik wird in diesem Heft weitergeführt. Ausgehend vom 19. Jahrhundert (mit folgenden Schwerpunkten: Sirenen, singende Flammen, Erhitzungs- und Schneidentöne sowie Ultraschallerzeugung) wurde zur Jahrhundertwende die Schallerzeugung bei Flugkörpern zunehmend interessant - sei es bei den Stoßwellen fliegender Projektile oder beim Propeller der Flugzeuge. Dieser Zweig der Technik stimulierte in gewaltigem Maße das Fachgebiet der Strömungsakustik und den prinzipiellen Zwang zu lärmarmen Flugkörpern. Mit Ernst Mach und Peter Salcher kam eine weitere Art der Schallerzeugung dazu: die sog. „Knallwelle“ bei Projektilen. Ausgangspunkt war die Militärtechnik; wissenschaftlich eröffneten die Untersuchungen zu diesem akustischen Phänomen einen völlig neuen Zweig der Strömungsmechanik, die Überschall-Gasdynamik. Alle diese Entwicklungen führten auf der einen Seite zu exzellenten Messverfahren und Messgeräten, so z. B. die Visualisierungsmethoden für die Stoßwellen an Überschall-Projektilen, die Abhörmethoden für den Flugzeugschall und das Entstehen von Windkanal-Versuchsständen. Auf der anderen Seite verlangten die beobachteten Erscheinungen eine physikalisch-mathematische Behandlung. Mit der Darstellung von Vertretern der russischen Aeroakustik wird der erstmalige Einstieg in fundierte wissenschaftliche Bearbeitungen nachgewiesen. Die Arbeiten von Gutin, Blochincev und Judin waren im Westen wenig bekannt, erst in den 1990-er Jahren ist durch Alan Powell eine ehrenvolle Würdigung dieser Beiträge im „Journal of the Acoustical Society of America“ erfolgt.