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Raphael J. Müller, Zeitschrift für Germanistik, 32 (2022): Agatha Frischmuth ist eine überaus erhellende Studie gelungen, die nicht nur die kultur- und literaturwissenschaftliche Muße-Forschung um eine dezidiert politische Perspektive erweitert.
Nichtstun als politische Praxis
Literarische Reflexionen von Untätigkeit in der Moderne
von Agatha FrischmuthIn der Moderne gilt das Nichtstun gemeinhin als wertlos oder gefährlich. Im Gegensatz dazu betrachtet Agatha Frischmuth das Phänomen in einer völlig neuen Auslegung von Hannah Arendts Handlungsphilosophie als eine genuin politische Praxis, die die im westlichen Denken fest verankerte Binäropposition zwischen Handlung und Nichthandlung auflöst. Ihre literaturwissenschaftliche Studie zeigt in diskursanalytischen Lektüren der Romane von Robert Walser, Thomas Mann, Georges Perec und Mirosław Nahacz Überraschendes auf: eine bisher ungeahnt enge Verknüpfung des Nichtstun-Motivs mit einer Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Darstellung des Nichtstuns als uneigentliches Erzählen und Sprechen.