Methodische Untersuchungen zur Geburtsüberwachung bei der Stute von Hannah Magdalena Lindinger | ISBN 9783835972100

Methodische Untersuchungen zur Geburtsüberwachung bei der Stute

von Hannah Magdalena Lindinger
Buchcover Methodische Untersuchungen zur Geburtsüberwachung bei der Stute | Hannah Magdalena Lindinger | EAN 9783835972100 | ISBN 3-8359-7210-3 | ISBN 978-3-8359-7210-0
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Methodische Untersuchungen zur Geburtsüberwachung bei der Stute

von Hannah Magdalena Lindinger
Methodische Untersuchungen zur Geburtsüberwachung bei der Stute Die Geburtsüberwachung spielt in der Pferdezucht eine wichtige Rolle, um Verluste im Rahmen der Geburt zu vermeiden. Ziel dieser Arbeit war es, typische Verhaltensweisen der Stuten zu detektieren, die mit der Öffnungsphase des Partus assoziiert sind. Dafür wurden die Stuten vor und während der Geburt mit einer Videokamera aufgezeichnet. Des Weiteren wurde ein kommerzielles Geburtsüberwachungssystem evaluiert. Es wurden 70 Warmblutstuten bei 86 Geburten in den Abfohlsaisons 2021 und 2022 beobachtet. Die Stuten wurden mit einem an der Vulva der Stuten befestigten kommerziell erhältlichen Geburtsüberwachungssystem versehen und fohlten in einem kameraüberwachten Abfohlstall. Von den Geburten wurden Videoaufzeichnungen angefertigt, um das Verhalten der Stuten in den vier Stunden vor der Geburt retrospektiv auswerten zu können und um die durch den Transponder gemeldete Geburt per Video beurteilen zu können. Bei jedem Alarm wurde der genaue Zeitpunkt und Grund dokumentiert und anschließend der Anteil an korrekt erkannten Geburten, Fehlalarmen sowie nicht erkannten Geburten berechnet. Für die Auswertung des Videomaterials wurde ein Kriterienkatalog erstellt um das Verhalten der Stuten vor der Geburt retrospektiv analysieren und auswerten zu können. Hierfür wurden vier Stunden vor dem Erscheinen der Amnionblase zwischen den Labien der Stute in Auswertungsintervalle eingeteilt, in welchen für die vorher definierten Verhaltensweisen die Dauer oder Häufigkeit des Auftretens ermittelt wurde. Es konnten 96,5 % der Geburten mit Hilfe des Geburtsüberwachungssystems korrekt gemeldet werden. Das System zeichnet sich dabei durch eine Sensitivität von 96 % und einer Spezifität von 91 % aus. Fehlalarme kamen vor allem durch das Scheuern des Schweifes an der Boxenwand zustande. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass sich der getestete Transponder gut für die Geburtsüberwachung bei der Stute eignet. Da jedoch nicht ausnahmslos alle Geburten erkannt werden konnten, erscheint der Einsatz in Kombination mit einer weiteren Methode zur Geburtsüberwachung sinnvoll. Im Rahmen der Videoauswertung konnte gezeigt werden, dass das Verhalten der Stuten in Annäherung an den Geburtszeitpunkt starken individuellen Unterschieden unterliegt und es keinen Ablauf von speziellen Verhaltensweisen gibt, anhand derer eine Geburt sicher vorhergesagt werden kann. Dennoch konnten anhand der Beobachtungen typische Verhaltensweisen beschrieben werden, die mit der Öffnungsphase der Geburt assoziiert sind. Bei individueller Betrachtung der Stuten konnte immer eine Veränderung des Verhaltens in Annäherung an den Geburtszeitpunkt festgestellt werden. Bei Betrachtung aller Stuten konnten typische Verhaltensweisen beobachtet werden, die in Annäherung an den Geburtszeitpunkt in ihrer Intensität zunahmen. Dazu zählt ein hoch signifikanter (p < 0,001) Anstieg der Liegedauer in Brustbauch-/ und in Seitenlage in der letzten Stunde des Beobachtungszeitraumes. Auch die Bewegungsaktivität der Stuten steigt innerhalb der letzten vier Stunden des Beobachtungszeitraumes hoch signifikant (p < 0,001) an. Das Umschauen zum Abdomen und das Anheben des Schweifes nehmen in ihrer Häufigkeit in den letzten 30 Minuten des Beobachtungszeitraumes hoch signifikant (p < 0,001) zu. Des Weiteren wurden diese beiden Parameter auch von 100 % beziehungsweise 97 % der Stuten in diesem Zeitraum gezeigt, wodurch die Parameter besonders interessant für die Entwicklung eines Geburtsmeldesystems sind. Ein statistisch signifikanter Einfluss der Parität konnte auf die Häufigkeit des Liegens in Brustbauchlage festgestellt werden (p < 0,05). Ein statistisch signifikanter Einfluss des Geburtsverlaufes auf das Verhalten der Stuten ließ sich auf die Wiederholungen des Liegens in Seitenlage (p < 0,05) nachweisen.
Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass aufgrund des sehr individuellen Verhaltens der Stuten eine allgemeingültige Aussage über das Verhalten von Stuten vor der Geburt nicht getroffen werden kann. Dennoch konnten Verhaltensweisen beschrieben werden, die als typische Anzeichen einer herannahenden Geburt gedeutet werden können und für die Entwicklung von Geburtsmeldesystemen von Interesse sind. Eine weitere Studie mit einer größeren Anzahl an Maidenstuten und Stuten mit Dystokie müsste erfolgen, um eine differenziertere Aussage über den Einfluss der Parität und des Geburtsverlaufes auf das Verhalten der Stuten ante partum treffen zu können.