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"Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten": Über die gesellschaftliche Rolle des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold im Wandel der Zeit und ihren heutigen Beitrag für das Geschichtsbewusstsein und die politische Kultur in der Bundesrepublik
von Nicolas SchmorleitzDie Weimarer Republik und mit ihr das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold seien gescheitert, weil es zu wenige Demokraten gegeben habe, um die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland zu verteidigen. So in etwa lässt sich der jahrzehntelang gängige wie vermeintlich plausible Kanon der Intellektuellen in Wissenschaft, Bildung und Kultur in der alten Bonner Republik auf einen Nenner bringen. In der bundesrepublikanischen politischen Landschaft diente Weimar fortan als Schreckgespenst politischer Instabilität, Ineffizienz und der Anfälligkeit für totalitäre Verirrungen. Kurzum: Weimar galt als Paradebeispiel dafür, wie Demokratien von Demokraten aufgegeben werden. Das Resultat dieses schlechten Leumunds, das der Weimarer Republik und ihren Stützen aus der SPD, den Liberalen und dem Zentrum ausgestellt wird, ist das Kleinreden und die fehlende Würdigung demokratischen Fortschritts trotz der belastenden Kriegsfolgen wie Revolutionen, Streiks, politischer Gewalt, Extremismus, Inflation und Weltwirtschaftskrise. Dies haben Historiker seit der Jahrtausendwende herausgearbeitet. Mit der Neuentdeckung des Reichsbanners als Gegenstand historischer Forschung wurde deutlich, dass das Reichsbanner viel mehr war als eine Republikschutzorganisation, sondern die größte überparteiliche, politische-demokratische Massenorganisation der damaligen Epoche.
Welche Rolle das neu gegründete Reichsbanner als Verband innerhalb des Trägerkreises historisch-politischer Bildungsarbeit einnehmen kann, darüber soll dieses Buch Aufschluss geben.