Die Erfindung der Nativität. von Alfred Schmid | Zur Entstehung der Horoskop-Astrologie im spätptolemäischen Ägypten | ISBN 9783759783165

Die Erfindung der Nativität.

Zur Entstehung der Horoskop-Astrologie im spätptolemäischen Ägypten

von Alfred Schmid
Buchcover Die Erfindung der Nativität. | Alfred Schmid | EAN 9783759783165 | ISBN 3-7597-8316-3 | ISBN 978-3-7597-8316-5

Die Erfindung der Nativität.

Zur Entstehung der Horoskop-Astrologie im spätptolemäischen Ägypten

von Alfred Schmid
Die Astrologie der Geburts-Horoskope ist sehr wahrscheinlich im 2. Jhdt. v. Chr. in Ägypten in einem bilinguen griechisch-ägyptischen Milieu entstanden. Sie war eine neuartige Form von Divination, in welcher aristotelische Physik mit babylonisch-ägyptischer Tempelwissenschaft kombiniert wurde. Ihr Auftauchen bezeugt einen akutgewordenen Bedarf an Reflexion von individueller Wesensart, sie schafft im Horoskop ein Formular menschlicher Singularität, das mit physikalisch fixierbar globalen Parametern operiert. In diesem Formular der „Gebürtlichkeit“ wird Individualität als mundaner Sachverhalt objektiviert. Menschliche Individualität ist somit kein Exklusivmerkmal der Moderne, sondern das vor- oder gar antimoderne und zugleich globale Format einer fatalen Weltbindung menschlicher Subjektivität. Das Horoskop entsprach wohl einem Bedürfnis gemischtkultureller Eliten nach Identität jenseits kollektiv kultureller Differenz, und sie mag zudem das fadenscheinig gewordene Fremd-Königtum der späten Ptolemäer in seiner traditionellen Funktion des Horizonts, der das Menschliche mit dem theophanen Kosmos verbinden sollte, theoretisch-systematisch kompensiert haben. Der König wird in dem astronomisch realen Formular des Horoskops durch das fatale Individuum in seiner „Nativität“ ersetzt.