Die Kinder von Scheidegg
Über die Bedeutung von sozialen Beziehungen in der Begleitung von Patienten am Beispiel einer Kinderheilstätte für Tuberkulose
von Carola Otterstedt, Vorwort von Fritz DrossWie gehen Menschen mit einer hoch ansteckenden Erkrankung um, die nur bedingt therapierbar ist? Bereits vor Corona gab es Krankheiten, die den Patienten, sein soziales Umfeld, die Gesellschaft und die Medizin forderten. Bis in die 60er Jahre waren auch zahlreiche Kinder von Tuberkulose betroffen. Dieses Buch bietet erstmals Einblick in den Alltag einer Tuberkulose-Kinderheilstätte, in die damaligen Therapie- und Versorgungsmöglichkeiten.
In der Prinzregent-Luitpold-Kinderheilstätte in Scheidegg (Allgäu) lebten bis zu 300 Kinder, die u. a. an Lungen- und Knochen-Tuberkulose erkrankt waren. Die Therapie der Tuberkulose bedingte in der Regel mehrmonatige bis jahrelange und sich wiederholende Klinikaufenthalte. Die Berichte von Zeitzeugen zeigen u. a., wie die Kinder ihre Krankheit, die lange Trennung von der Familie erlebten und welche biografischen Einflüsse die Zeit in der Heilstätte hatte.
Neben den Berichten der Zeitzeugen, bietet dieses Buch Informationen und umfangreiches Bildmaterial aus Archiven und Nachlässen, die die Entwicklung der Heilstätte, die Behandlungsmöglichkeiten der Tuberkulose und die Betreuung der Kinder im sozialen und historischen Kontext sachlich einzuschätzen helfen.
Das Buch bietet wichtige Impulse für weitere wissenschaftliche Untersuchungen u. a. im Rahmen der Medizingeschichte, der Pädagogik, der Soziologie und in der Resilienzforschung.