Hermann Kant. Nicht ohne Utopie. Biographie von Linde Salber | ISBN 9783416033404

Hermann Kant. Nicht ohne Utopie. Biographie

von Linde Salber
Buchcover Hermann Kant. Nicht ohne Utopie. Biographie | Linde Salber | EAN 9783416033404 | ISBN 3-416-03340-X | ISBN 978-3-416-03340-4

Hermann Kant. Nicht ohne Utopie. Biographie

von Linde Salber
Das Buch zeigt die allmähliche Verfertigung des Verstehens anderer Lebensart durch das Verfassen einer Biographie. Als West-Mensch mit DDR-Vorbehalt hatte Linde Salber alle Urteile, die „hier“ gängig sind, also besonders Vorurteile. Durch die zufällige Begegnung mit dem Roman Der Aufenthalt angestoßen, begibt sich die Autorin auf die Suche nach dem Verfasser und gerät wider Erwarten im Lauf der Recherchen auch auf Spuren, die in eigene Geschichte führen.
Hermann Kant,1926 in Hamburg geboren, ist ein Phänomen deutsch-deutscher Teilung und ihrer Folgen. In den Jahren des geteilten Deutschland schätzte man den Schriftsteller auf beiden Seiten der im Kalten Krieg spannungsvoll ver-bundenen politischen Blöcke. Seine Romane und Erzählungen wurden in Ost und West fast zeitgleich in hohen Auflagen gedruckt.
Der Schriftsteller und Politiker gehörte zu der Gruppe von Künstlern und Intellektuellen, die die DDR wollten, – alternativ zur kapitalistisch überformten Westdemokratie. Als Präsident des DDR Schriftstellerverbands (1978-1990) löste der streitbare Sozialist seine Aufgaben mit Eigensinn, ohne jedoch die Parteilinie demonstrativ zu verlassen. Bevormundung und Zwang im diktier-freudigen Obrigkeitsstaat waren ihm ebenso verhasst, wie das herrschaftliche Gebaren der Nomenklatura mit ihrer Vorgaukelei einer fix und fertig geglückten Welt. In Romanen und Erzählungen nahm er sie mit Wortwitz aufs Korn und zeigte die Ungereimtheiten jedem, der zu lesen verstand. Schon deshalb gehört er nicht in die Ecke bornierter oder provinzieller DDR-Literaten. Kind armer Leute, bewegte sich der studierte Germanist als Kulturfunktionär und Schriftsteller auf internationalem Parkett.
Nach der deutschen Vereinigung haben Presse und Fernsehen aus politischen Gründen dem Sprachkünstler übel mitgespielt. So kam sein schriftstellerisches Werk nicht zu der Geltung, die ihm gebührt. Linde Salber setzt sich mit der Frage auseinander, wie es dazu kam, dass Hermann Kant als Stellvertreter für das DDR-Ganze ins Fadenkreuz andauernder deutsch-deutscher Verbalschlacht geriet.
Nimmt man Kants Werke mit der Absicht politisch motivierter Abrechnung wahr, macht man deren Wirkung stumpf. Lässt man sie dagegen auf sich wirken, begegnen Temperament und Sprache eines Autors, die der menschlichen Tragikomödie gewachsen sind. Kant spürt den Verdrehtheiten nach und schildert sie, dass die un-begreifbar verrückte Seite, das Verwitzte und Vertrackte der großen Entwürfe wie des alltäglichen Lebens spürbar werden.
Linde Salber: geb. 1944, promovierte Psychologin und praktizierende Psychotherapeutin, bis 2007 Dozentin an der Universität zu Köln, veröffentlichte einige Künstler-Biographien.