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Die Transformation der Antike ist auf vielfältige Weise mit dem Vorgang der Übersetzung verknüpft. Handgreiflich wird der Zusammenhang von Übersetzung und Transformation bei textbasierten Disziplinen, die von Übersetzungen antiker Texten abhängig sind und bei denen wesentliche Neuerungen erst durch solche Übersetzungen initiiert werden. Allgemein ist Übersetzung auf zweifache Weise mit der Transformation der Antike verknüpft: Erstens stellen Übersetzungen einzelner Werke fest umrissene Transformationsleistungen dar, die sich als exemplarischer Untersuchungsgegenstand anbieten, um allgemeine Modi und Gesetzmäßigkeiten für die Transformation der Antike zu untersuchen. Zweitens stellen Übersetzungen die Grundlage und oftmals auch den Auslöser für konkrete Transformationsprozesse dar, so dass die Analyse der betreffenden Transformationen nur in Abhängigkeit von den relevanten Übersetzungen erfolgen kann. Zu beachten ist nun, dass der Übersetzungsbegriff einerseits nicht auf Text-zu-Text-Übersetzungen verengt und andererseits nicht so erweitert wird, dass er mit allen Transformations- und Transfervorgängen gleichbedeutend wird. Die Untersuchung von Übersetzungen antiker Texte als spezifischer Transformationen antiker Wissenssysteme muss daher in wesentlichen Hinsichten ergänzt werden. So zeigt das Gedankenexperiment der sogenannten ‚radikalen Übersetzung‘, dass die Probleme der Text-zu-Text-Übersetzung vor dem Hintergrund einer umfassenderen Problematik zu sehen sind, die durch die Ausweitung des Übersetzungsbegriffs auf das Verstehen als Übersetzung zwischen Begriffssystemen verständlich wird.