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Klopstock und Goethe oder die "Erweckung des Genies"
Eine Revision ihres geistigen Verhältnisses
von Klaus HurlebuschBis heute hat sich an der fragmentierenden Wertschätzung des klopstockschen Gesamtwerkes nichts geändert. Wenn man sich heute seiner erinnert, dann als eines Autors dichterischer Einzelschönheiten, sprach- und dichtungstheoretischer Einzelwahrheiten. Es hat sich auch nichts daran geändert, dass die erlebnishafte, an der Bewegung des Gefühls, des Sichselbstfühlens des Lesers orientierte Rezeptionsweise immer noch die vorherrschende ist. Klopstock hatte unwillentlich sein öffentliches Ansehen als Dichter, um das es ihm ebenso ging wie um intensive Seelenbewegung, von einer höchst schwankenden Urteilsgrundlage abhängig gemacht.
Diese labile Basis konnte den hochgespannten Wunsch Klopstocks nach Ruhm und Nachruhm nicht tragen. Vergeblich strebte er das an, was Goethe aufgrund seiner gefühlsfreieren, stärker auf das Gegenständliche bezogenen Anschauungsgabe schließlich seit Beginn des 19. Jahrhunderts (F. Schlegel) zuerkannt wurde: der Dichterfürst der Deutschen zu sein.