Erinnerungen des Außenseiters Rudolf | ISBN 9783944976006

Erinnerungen des Außenseiters Rudolf

Buchcover Erinnerungen des Außenseiters Rudolf  | EAN 9783944976006 | ISBN 3-944976-00-2 | ISBN 978-3-944976-00-6

Erinnerungen des Außenseiters Rudolf

Erinnerungen des Außenseiters Rudolf
Der ich Erzähler, Rudolf, lässt in seinen Erinnerungen sein wechselvolles Schicksal noch einmal Aufleben, denn er will etwas über seine Zeit mitteilen. In einzelnen Berichten und Episoden, diese beruhen auf den Ereignissen und Erlebnissen die das Leben des Autors bestimmten. Ein Jahr vor Ausbruch des 2. Weltkriegs, in Berlin geboren, wird er bald Waise. Es ist eine glückliche Fügung, dass er in das Kinderheim der evangelischen Kirche nach Niendorf, Ostholstein kommt, gemeinsam mit seinen beiden Schwestern Vera und Ruth. Die christliche Erziehung, die Erinnerung an den Krieg und seine Auswirkungen auf das tägliche Leben sowie Rudolfs Eigenheiten bestimmen den Inhalt der ersten Erinnerung.
1949 nimmt sein Leben jäh eine Wendung. Mit fünf Geschwistern lebt er wieder bei der Großmutter in Berlin. Im Kampf um das Notwendigste spielt sich sein Leben in Ruinen, auf dem Schwarzmarkt unter den Händlern der ländlichen Umgebung von Berlin ab. Die Schule besucht er nur unregelmäßig. Er verwahrlost und wird auf Anraten seines Vormunds und auf eigenem Wunsch wieder in ein Heim eingewiesen. Diesmal als Zögling des Staates. Die große Enttäuschung stellt sich ein, als Rudolf erkennt, dass dieses Heim nicht mit Niendorf zu vergleichen ist und er sich zum harten Lebenskampf herausgefordert sieht. Um sich selbst zu schützen muss er die Hierarchie unter den Jugendlichen akzeptieren. Mehrere Fluchtunternehmungen machen ihm klar, dass das Leben außerhalb des Heimes noch härter zuschlägt, wenn man keine sorgenden Eltern, kein Zuhause hat.
Mit 17 Jahren kommt Rudolf ins Oderbruch in die Landwirtschaft, wo er sich, der als nicht mehr erziehbar gilt, bewähren soll. Eine Bauernfamilie nimmt ihn vorbehaltlos auf und überträgt ihm Verantwortung. Hier wird er gebraucht und findet Anerkennung. Er erlebt die Anfänge der Kollektivierung, die Veränderungen auf dem Lande. Zwei Jahre im Oderbruch, von denen er das zweite freiwillig geblieben war hatten ihn verändert. Die Verbundenheit mit Bauer und Bäuerin hat bis zu deren Tod angehalten.
Doch nun will er noch etwas aus seinem Leben machen. Arbeit finden und einen Beruf erlernen um auch etwas zu gelten. Rudolf ist wieder in Berlin. Er findet Unterkunft bei der Mutter eines Freundes aus der Trümmerzeit. Als Hilfsarbeiter verdient er seinen Unterhalt im VEB Elektro-Apparatewerk in Berlin Treptow. Doch sein Schulabschluss, 7. Klasse Grundschule, bringt ihn nicht weit. Obwohl er erst 20 Jahre ist, wird er zur Erwachsenenqualifizierung zugelassen. Er drückt noch einmal die Schulbank, holt die 9. Klasse nach und erlernt den Beruf - Elektromechaniker.
Nun fühlt sich Rudolf seinen Altersgenossen mit Eltern gleichgestellt. Er kann für sich sorgen, sich eine kleine Wohnung einrichten und sich ein Motorrad kaufen. Sein Leben verläuft wie das vieler DDR – Bürger, er hat ein Zuhause, eine Familie und doch verläuft alles ganz anders. Im Mauerbau 1961 sieht er eine große Einschränkung auch für die eigene Zukunft. Er ist nicht wie andere in der FDJ und will auch mit der SED, der Partei der Arbeiterklasse, nichts zu tun haben, was er auch offen bekennt.
Mit 26 Jahren, Rudolf ist inzwischen Vater eines zweijährigen Sohnes, wird er zur allgemeinen Wehrpflicht herangezogen. Doch er muss sich von deren Mutter trennen, da sie nicht die nötige Sorgfalt für die Kinder erfüllte.
Durch die Umstände in der Familie, wieder in eine Krise gestürzt, empfindet Rudolf Gehorsam, Bevormundung und die Propaganda des kalten Krieges als unerträgliche Herausforderung. Er ist nicht gewillt sich bedingungslos unterzuordnen und fühlt sich mehr seinem Empfinden als unsinnigen Dienstvorschriften und Befehlen verpflichtet. Konfrontationen bleiben nicht aus.
Mehrmals gelingt es Rudolf in grotesken Situationen den geringen Spielraum für sich zu nutzen. Rudolf zeigt ein Spiegelbild: „ real-Sozialistischer Kampfbereitschaft.“
Nach dem Wehrdienst steht Rudolf vor einem Scherbenhaufen. Seine Ehe ist gescheitert. Er hat sich scheiden lassen müssen. Beide Söhne, drei und einjährig, sind ihm zugesprochen worden, sie sind während der Armeezeit in verschiedenen Kinderheimen untergebracht.
Rudolf will einen Neuanfang wagen alle Kräfte mobilisieren und auf keinen Fall politisch auffallen. Er muss die Rolle von Vater und Mutter übernehmen. Die Kinder sollen nicht in einem Heim aufwachsen, komme was da wolle. Eine Fortsetzung von Rudolfs Schicksal sollte es nicht geben. Rudolf holt die Kinder zu sich. Er arbeitet als Elektromechaniker, Taxifahrer und später in einem Hochhaus als Hausmeister. Der Alltag fordert seine ganze Kraft.
In Schwierigkeiten gerät er als er eigentlich unbeabsichtigt in Berlin Pankow an der Mauer protestiert. Von nun an muss er sich vorsehen. Mit der Androhung ihm die Kinder wegzunehmen will man ihn einschüchtern. Doch es gelingt Rudolf seine Söhne bis ins Erwachsenenalter zu begleiten.
Mit der Selbstständigkeit der Kinder fühlt sich Rudolf nicht mehr verpflichtet sich einen Maulkorb verpassen zu lassen. Er möchte auch einmal etwas von der Welt sehen. So ist er bereit der schönen DDR den Rücken zu kehren. Der Antrag auf Übersiedlung nach Berlin West, welchen er 1983 stellt, wird abgelehnt. Auch weitere Eingaben haben keinen Erfolg. Er entschließt sich illegal über die Tschechoslowakei nach Österreich zu gelangen.
In einer weiteren Erinnerung erzählt Rudolf von der Planung dieses Vorhabens, den Versuch der Realisierung sowie seine Verhaftung durch die Stasi]und Verurteilung. Wegen des Versuchs, die staatliche Tätigkeit zu beeinträchtigen. Er erhält12 Monate Haft. Als Rechtsanwalt vertritt ihn Dr. V. Doch Rudolf hat das Glück zu denen von der Bundesrepublik freigekauften, politischen Häftlingen zu gehören und so gelangt er über Gießen nach Berlin-West.
In der Freiheit angekommen fangen die neuen Sorgen an. Ohne Gesundheit, Arbeit und Geld, taugt die beste Freiheit nichts. Durch die Negativerfahrungen der Haft macht Rudolf schlapp, denn er ist psychisch angeschlagen. Doch nach einigem Abstand, geht es ihn wieder gut, und er findet Arbeit bei einer Evangelischen Kirchengemeinde. Es beginnt ein neues Leben. Neue Aufgaben und Bewährungsproben fordern ihn. Da er sparsam lebt kann er sich bald einen lang ersehnten Wunsch erfüllen. Einmal aus eigener Kraft weit weg zu reisen bis zum Nord-Cap, um eine Freiheit in der Weite Skandinaviens zu erleben, nachdem er sich jahrelang eingesperrt fühlte.
Freiheit, ich bin gekommen, nennt der Autor diese Erinnerung, in dem Rudolf seine Reiseeindrücke schildert. Auf der Schwedenfähre fühlt er sich von dem Gefühl überwältigt dazuzugehören wie andere auch. Er will am Leben teilzunehmen und nicht nur, wie in der DDR, einem großen weißen Schiff nachzuschauen. Seine Erwartungen werden erfüllt, sogar übererfüllt. Doch unerwartet schlägt der fürchterliche Staat, die DDR, wieder zu. Auf der Rückreise von Schweden darf er in Saßnitz nicht von Bord der Fähre. Die Durchreise durch die Transitstrecke wird ihn verwehrt.
Zurück in Berlin geht er wieder seiner Arbeit in der Kirchengemeinde nach. Er ist fleißig, gibt sein Bestes und möchte verstanden und angenommen werden. Er findet Bewunderer und Neider und muss auch erkennen, dass die Menschen in seinem neuen Umfeld andere Wertvorstellungen als er haben.
Er kann sich ein Wohnmobil leisten und geht wieder seinem Tauchsport nach. Er findet eine neue anspruchsvolle Arbeit als Technischer Angestellter im Öffentlichen Dienst. Es ist wieder eine Herausforderung der er sich mit Fleiß und Einfallsreichtum stellt. Aber er wird auch falsch verstanden, als Streber verdächtigt und angefeindet. Auf der Suche nach dem Glück des Lebens erlebt er Sternstunden und Tiefschläge.
Mit der politischen Wende in Deutschland gibt es für Rudolf wieder einen Neuanfang neue Hoffnungen, neue Enttäuschungen, doch nach allem, immer noch mit dem ungebrochenen Lebenswillen, im Gleichschritt mit dem Leben. Da es keine Grenzen mehr gibt, sieht Rudolf sich im schönen Deutschland um. Rucksacktouren in den Alpen Österreich und der Schweiz, so nach Rudolfs Fasson. Aber hierzu mehr in einer eventuellen Fortsetzung meiner Erinnerungen.
Es könnte auch ein Zeitdokument sein, das der heutigen Jugend zum Lesen nur empfohlen werden kann. Erinnerungen in Geschichten, die das Leben selbst geschrieben hat. Diese konnten auch nur zu dieser Zeit in diesem Milieu und zu den politischen Verhältnissen entstehen. Immer auf der Suche nach einem Abenteuer, was wohl Rudolf nie gefunden hat, oder doch? Dann wäre das Leben selbst das große Abenteurer gewesen. Versucht es selber zieht hinaus um eines zu finden. Findet ihr keines, aber dann auf Jeden Fall euch selbst.
Als Zugabe noch zwei Tiergeschichten, die eine von einem Schäferhund, dessen Herrchen verstorben war.
Die zweite Tiergeschichte zu meinen Erinnerungen, von einem winzigen Eichhörnchen das Rudolf vor dem Ertrinken bewahrt, dann aufzog und auswilderte.
R. D.