Vorwort
Die Missa Solaris versteht sich als „normale“ Messvertonung, mithin
als Teil der Liturgie. Will man sie außerhalb der im engeren Rahmen
gottesdienstlichen Funktion aufführen, bietet sich - bieten wir - die
Verbindung mit einer theologisch-literarischen Meditation über die
biblische Schöpfungsgeschichte an, ergänzt um Inspirationen von
einem der kürzesten, dabei berührendsten Texte der Weltliteratur:
dem „Sonnengesang“ des Franz von Assisi.
Es ist gleichermaßen reizvoll wie unumgänglich, die im Buch Genesis
(Kapitel 1 und 2) tradierte - und sich teilweise widersprechende -
Beschreibung der Entstehung der Welt und der Erschaffung des
Menschen mit dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnis zu
vergleichen. Dabei erscheinen sowohl der naiv-kreationistische
Standpunkt (der Gott am liebsten vorschreiben möchte, auf welche
Weise die Schöpfung vonstatten zu gehen habe), als auch die
„aufgeklärt“-atheistische Position von Richard Dawkins & Co.
(die die Frage nach dem „weshalb überhaupt“ als irrelevant und
deswegen uninteressant abtut) gleichermaßen fantasielos wie
intellektuell unbefriedigend.
Unsere Meditation versucht, die biblischen sieben Schöpfungstage
mit dem naturwissenschaftlichen Evolutionsmodell in Beziehung zu
setzen, ohne die Vernunft zu beleidigen oder Mysterien des
Glaubens zu ignorieren.
Eine „Sonnenmesse“ analog zum Sonnengesang?
Keine Anmaßung - nur der Versuch einer Annäherung.
Zur Ausführung
Grundsätzlich genügen (einstimmige) Schola, Orgel und ein Soloinstrument
mit dem Tonumfang klingend h bis As2 - für Oboe, Flöte,
E-Gitarre, Synthesizer usw. nichttransponierend realisierbar, für
andere Instrumente mit (erhältlichen) transponierten Stimmen.
Sowohl der Orgel- als auch der Solopart können - etwa durch
zusätzliche Keyboard- oder Bläserstimmen - verdoppelt, verstärkt,
ergänzt werden.
Die Akkordbezifferung bietet hier Anregung und jede Freiheit.
Christian Pfarr, im Sommer 2013