Der rote Affe auf dem Kilimandscharo von Reinhardt O. Hahn | Das Recht auf Vergessen Erziehungsroman | ISBN 9783946169512

Der rote Affe auf dem Kilimandscharo

Das Recht auf Vergessen Erziehungsroman

von Reinhardt O. Hahn
Buchcover Der rote Affe auf dem Kilimandscharo | Reinhardt O. Hahn | EAN 9783946169512 | ISBN 3-946169-51-1 | ISBN 978-3-946169-51-2
Es ist eine unglaubliche Geschichte, doch sie kann wahr sein.
In Luanda sitzen der Held und der Erzähler in einem Taxi, und der Fahrer erzählt ihnen, er habe in der DDR sein Diplom gemacht. Er war zum Ökonom ausgebildet worden, wie so viele Vertragsarbeiter, Studenten und Schüler der Betriebe, Universitäten und der Bezirksparteischulen der „untergegangenen“ DDR. 1990 wurden sie, mehr als 200.000 Menschen, aus dem wieder einheitlichen Deutschland ausgewiesen.
Sie, und ihre Vorgänger, die schon seit 30 Jahren im zehntgrößten Industriestaat der Welt, der sang- und klanglos in der Zeitgeschichte absoff und nun auf dem Grund der Historie als ein ertrunkener Versuch liegt, den keiner mehr heben möchte..., sie haben auch die DDR überlebt und wohnen wieder in ihrem Land.
Überall trifft man Menschen in Afrika, in Arabien, Osteuropa und gar auch in Südostasien. Sie erzählen von der schönen Zeit, darüber, wie es war in der DDR und sagen stolz, heute sind meine Enkel unterwegs nach Deutschland

Der rote Affe auf dem Kilimandscharo

Das Recht auf Vergessen Erziehungsroman

von Reinhardt O. Hahn
Der Aktivist der Arbeit, Arbeiter im Kollektiv der sozialistischen Arbeit und sogar der Träger der Arthur-Becker-Medaille, ist Robert Ticker. Mit klopfendem Herzen begreift er, sein Vater hatte sich einen Sohn erschaffen, einen Sohn Robert, der nicht wild, aufmerksamkeitsgeschädigt und asozial war, sondern einen, um es in einem Satz zu sagen, einen Helden der Arbeit, der in fast allen Erdteilen der Welt unterwegs gewesen war, der ein bedeutender sozialistischer Baggerfahrer gewesen sein musste, den er, der alte Ticker überall als seinen Sohn ohne Rufschädigung vorzeigen konnte. Mit Medaillen, Orden, bunten Postkarten und sauber mit der Maschine getippten Briefen berichtete dieser Robert Ticker, der Held der Arbeit, beteiligt an Aufbauobjekten in Angola, Ghana, Guinea, Äthiopien, Libyen, Algerien, Mosambik, Syrien, Irak, Kuba und sogar in der Mongolischen Volksrepublik, über ein Leben, das es nie gegeben hat. Der wahre Robert Ticker kannte nur eine kleine Welt aus den Büchern, die er im Knast Rüdersdorf, in der „Schwarzen Pumpe“ und in „Bautzen I“ lesen durfte. Das einzige, was er über Afrika wusste, war ein Film, den er als Jugendlicher in Westberlin gesehen hatte. Es ging um die Tiere der Serengeti, die eine Heimat suchten und nicht sterben sollten. Vor dem Hintergrund des Kilimandscharo, den die Deutschen 60 Jahre die Kaiser-Wilhelm-Spitze nannten, erstreckte sich majestätisch die Savanne in Tansania, in der über eine Millionen afrikanische Gazellen, Zebras, Büffel, Antilopen, Elefanten und Raubtiere grasten und verdauten.
Susanne, die Freundin des verstorbenen Vaters, die derweil Robert zugeschaut hatte, wie er seine Briefe las, die er nie geschrieben hatte, tupfte einige Tränen von der Haut im Gesicht und verschmierte das Rot der Lippen mit der Schwarztusche unter den Augen. Sie stippte die halbgerauchte Zigarette in den Ascher, schaute an Robert vorbei, von dem sie ahnen musste, was in ihm vorgehen würde. Leise sagte sie: „Da musste durch, Robert. Da siehste mal, wie du deinem Vater gefehlt hast.“ Roberts Lachen klang irre und war keine gute Antwort.