Addis Abeba – New York | ISBN 9783943156089

Addis Abeba – New York

Vorwort von Sandra Dichtl
Mitwirkende
Fotograf / FotografinPeyman Azhari
Künstler / KünstlerinSandra Dichtl
Designed vonAli Ekber Çelik
Vorwort vonSandra Dichtl
Buchcover Addis Abeba – New York  | EAN 9783943156089 | ISBN 3-943156-08-7 | ISBN 978-3-943156-08-9

Addis Abeba – New York

Vorwort von Sandra Dichtl
Mitwirkende
Fotograf / FotografinPeyman Azhari
Künstler / KünstlerinSandra Dichtl
Designed vonAli Ekber Çelik
Vorwort vonSandra Dichtl
Dort draußen warten die Wölfe — Mark Pepper und Peyman Azhari zu den Metropolen Addis Abeba und New York
Die Alte Bonbonfabrik in der Düsseldorfer Schanzenstraße bildet mit ihrem liebevoll holzgedrechselten Treppen-aufgang und den Wandvertäfelungen einen spannungs-vollen Rahmen für die Arbeiten der Künstler Mark Pepper und Peyman Azhari. Beide nähern sich auf verschiedene Weise und mit gänzlich unterschiedlichen Medien den Städten Addis Abeba und New York. Peyman Azhari zeigt in seinen gerahmten schwarz-weißen Fotografien die Menschen der Stadt New York. Sie sind dem Bildband 1440 Minutes New York City entnomm-en und zwischen 2007 und 2011 entstanden. Es sind Alltagszenen, wie die eines Mannes, der durch eine Fensterscheibe blickt, während das fotografische Auge uns durch die Scheibenspiegelung zusätzlich die Umgebung zeigt. Es ist die typische New Yorker Straßen-zeile mit ihren Reihenhäusern und Treppenaufgängen, die die Lebendigkeit des Ortes wiedergibt, ohne überhaupt Menschen zu zeigen. Azhari schafft durch diese aufmerk-samen Beobachtungen eine feine Schilderung der Be-wohner dieser Stadt, die wie ein Psychogramm der Metro-pole lesbar wird. Auch Mark Pepper ist an psychischen Abläufen im öffentlichen Raum interessiert. Die in verschiedensten Medien gefertigten Arbeiten spiegeln auch sein Interesse für den öffentlichen Raum und seine Regeln. Die Ölwachs- und Wachszeichnungen von Straßenszenen in Addis Abeba sind bevölkert von wilden Tieren, wie Eulen, Hyänen und Wölfen, die Zähne fletschend durch die Straßen streunen. Die Natur der Tiere steht genauso wie die traditionell gekleideten Alten in deutlichem Kontrast zu den Baucontainern und Pick-ups, die den öffentlichen Raum bestimmen.
Die Fotografien seiner Porträtskulpturen aus Pappmaschee auf Eisengeflecht verwittern wie die alten Steinfiguren an Monumenten. Am höchsten Punkt der Aus-stellung, ganz oben im Treppenhaus, wacht die Pappmaschee-Skulptur Der Papst, ihre Arme weit geöffnet, als würde sie die Hände einer Wahrsagerin entgegenstrecken. Das verfallene Aussehen dieser Figuren wird durch die Oberflächenbehandlung verstärkt — es wirkt, als würden Flechten und Moose sich aus-breiten. Die Serie Friendly Fire setzt sich zusammen aus einer in Ölwachs gezeichneten Insektenarmee, deren Gliedmaßen in Maschinengewehre übergehen und aus recyceltem Material gefertigten Soldaten. Ihre Aufgabe ist, so scheint es, den heimischen, unbedingt zu schützenden Garten-zaun zu verteidigen. Die Unterschiedlichkeit der verwendeten Medien, aber auch der Herangehensweisen beider Künstler lässt einen interessanten Dialog nicht nur zwischen den künstlerischen Positionen von Pepper und Azhari entstehen, sondern wirft darüber hinaus einen facetten-reichen Blick auf die beiden Städte Addis Abeba und New York. Peyman Azharis Fotografien sind Beobachtungen der Lebendigkeit, aber auch des Verlorenseins in der Großstadt. Aus einer zurückhaltenden, distanzierten Perspektive schildern sie die Bewohner und damit zugleich die Stadt. Die Zeichnungen, Malereien und Skulpturen Mark Peppers lenken direkt in eine kritische Richtung, wir machen uns Gedanken über die Gefährdung der Natur durch den Menschen oder den Spießbürger in uns. Bei Azhari ist es die verführerische Schönheit des Alltäglichen, bei Pepper ein schelmisches Augenzwinkern, das die Werke über die Darstellung der Stadt auf eine Ebene der Schilderung des Menschlichen trägt. Dorthin, wo der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.