Die Kammer im sechsten Stock von Anna Birkhold | Die Geschichte des Franz Widmann | ISBN 9783941848047

Die Kammer im sechsten Stock

Die Geschichte des Franz Widmann

von Anna Birkhold
Buchcover Die Kammer im sechsten Stock | Anna Birkhold | EAN 9783941848047 | ISBN 3-941848-04-6 | ISBN 978-3-941848-04-7
Leseprobe

Die Kammer im sechsten Stock

Die Geschichte des Franz Widmann

von Anna Birkhold
„Ich werde euch erzählen, wie es damals war, als ich ein Kind war. Aber ich will euch auch noch etwas anderes erzählen. Eine Geschichte über Mut, nämlich. Über Freundschaft.“
So beginnt der Großvater seine Geschichte in Anna Birkholds erster Veröffentlichung: „Die Kammer im sechsten Stock“.
Nachdem der Vater Mutter und Sohn verlassen hat, ziehen sie in eine Wohnung, die dem Jungen so gar nicht gefallen will. Er begegnet dem alten Mann, der über ihnen im sechsten Stock wohnt und fürchtet sich vor diesem.
Da die Mutter sich nun eine Arbeit suchen muss, um beide ernähren zu können, soll der Junge am nächsten Tag bei dem Mann zu Mittag essen. Dass der Mann ihm so oft gut schmeckende warme Suppe gibt, hätte der Junge nicht gedacht, und er verliert langsam seine Angst vor ihm. Die folgenden Tage isst er mittags immer bei dem Bewohner unter dem Dach, mit dem er sich langsam anfreundet.
Aufgrund der Armut und der Sorgen der Mutter ist Franz still und schüchtern. Er spricht beispielsweise nur flüsternd. Dem Alten gelingt es, ihm klar zu machen, dass er mehr aus sich herauskommen und lauter sprechen soll. Nach diesem Anstoß wird aus Franz allmählich ein selbstbewusster Junge, der weiß, was er will. So fangen auch seine Schulkameraden an, ihn zu achten.
Die Novelle ist aus der Perspektive des Jungen geschildert, der die Welt der Erwachsenen nicht versteht. Dem Leser wird bemerkenswert gut nachvollziehbar der Blickwinkel eines Kindes gezeigt. Auffallend ist das Stilmittel der Personifizierung von Gegenständen, welches deutlich macht, dass Kinder Fantasie haben. Der Leser bemerkt, dass Kinder Angst vor Dingen haben können, die Erwachsene nie als gefährlich ansehen würden. Das Interessante ist der Charakter des Jungen. Er beweist für sein Alter eine unglaubliche Standfestigkeit, was Werte und innere Haltung angeht. Der Leser muss ihn einfach gern haben.
Doch ist es realistisch, dass sich ein kleiner Junge so aus seinen Komplexen herausarbeiten kann? Am Schluss der packenden Geschichte erwartet den Leser jedenfalls ein glückliches Ende, wir kommen wieder in die Gegenwart zurück, zu dem Großvater und seinen Enkeln.
Ein aufheiterndes Buch, dessen Inhalt vielschichtig ist und durch seine sprachlich anspruchsvollen Beschreibungen auffällt. Diese sind treffend, gut nachvollziehbar, und die Novelle ist dadurch leicht zu lesen.