Wir warten so sehr auf Nachricht von Dir | 2000 Briefe von 1939-1952 | ISBN 9783941635043

Wir warten so sehr auf Nachricht von Dir

2000 Briefe von 1939-1952

von Dietrich Klose
Buchcover Wir warten so sehr auf Nachricht von Dir  | EAN 9783941635043 | ISBN 3-941635-04-2 | ISBN 978-3-941635-04-3

Wir warten so sehr auf Nachricht von Dir

2000 Briefe von 1939-1952

von Dietrich Klose
Leseprobe 1: Ein Obergefreiter aus Rußland an seine Eltern in Plauen, 8. Januar 1942:
... Der Gefangenschaft bin ich so knapp entkommen. Nachts kam ich mitten unter die Russen und war dem deutschen Feuer ausgesetzt. Durch Dunkelheit fiel ich in eine 4 m tiefe Schlucht, wo schon 3 verwundete Russen lagen, darunter ein Offizier. Mir blieb weiter nichts übrig, als die 3 zu erschießen, um nicht verraten zu werden. Am andern Morgen hatten sich die Bolchiwiken zurück gezogen, und nach 5 Wochen war ich wieder bei der Kompanie ...
Leseprobe 2: Ein in Weißrußland eingesetzter Zugbegleiter an seine Frau, 8. September 1942:
... Was ich gesehen hab als d. J[u]d[en] hier ersch[ossen] wurden ist furchtbar u. wir bringen es nicht mehr aus uns, so was kann man nicht erzählen oder schreiben. Es gibt von 3000 Juden bei uns nur mehr 22. Und das sind Handwerker. Jetzt brauchen wir kein Sorge mehr haben, daß die uns eines Tages überfallen. In Fachwa (?) sind 400 ausgekommen. Die Hälfte haben sie schon wieder erwischt. Von der Polizei wurden mehrere v. den Jd. erschoßen, die hatten Gewehre versteckt gehabt. Über Neuigkeiten brauchen wir uns nicht beklagen, aber da mag und kann man nicht alle schreiben. Ich laß heute den Brief einschr., da wird er sicher nicht aufgemacht ...
Leseprobe 3: Eine junge Frau aus Münster an ihre Schwägerin in Augsburg, 25. November 1944:
... In Münster sind andauernd die furchtbarsten Angriffe. Nichtberufstätige bekommen jetzt keine Lebensmittelkarten mehr. Manche Leute mögen ihr Heim nicht lassen, u. wenn sie auch im Keller wohnen müssen. Am vorigen Samstag bei dem Terrorangriff bin ich so eben mit dem Leben davongekommen. Ich habe im Bunker gesessen, 1.80 m dicke Eisenbetondecke, da ist die Bombe durchgeschlagen. Es hat bis jetzt 135 Tote gegeben. Die Wirkung der Bomben war riesengross. Zu Hause können wir nicht mehr wohnen. Fensterrahmen u. Türen heraus, Decken gerissen, eine eingestürzt. Es ist zum Erbarmen. Alles kann gestohlen werden. Aber ich kümmere mich nicht mehr um die Sachen. Verloren gehen sie ja doch. Und dafür möchte ich nicht mein Leben lassen. Münster ist nun wirklich ein Trümmerhaufen. Das historische Rathaus u. der wunderbare Prinzipalmarkt mit den Bogenhäusern sind dem Erdboden gleichgemacht. Unsere Heimatstadt ist schön gewesen. In der Stadt ist kein Betrieb mehr. Still wie auf einem Dorf ist es geworden. – Heute morgen hörten wir, dass ein Kollege von uns auch im Bunker umgekommen ist. Es sind sehr viele Bekannte dabei, die alle in der Nachbarschaft wohnten.