Nanook von Marianne Thiele | Umweltmärchen | ISBN 9783940951755

Nanook

Umweltmärchen

von Marianne Thiele, illustriert von Heike Georgi
Mitwirkende
Autor / AutorinMarianne Thiele
Illustriert vonHeike Georgi
Adaptiert vonPia Bächtold
Buchcover Nanook | Marianne Thiele | EAN 9783940951755 | ISBN 3-940951-75-7 | ISBN 978-3-940951-75-5
Inhaltsverzeichnis 1

Umweltmärchen

Sieben lustige Umweltgeschichten führen die kleinen Leser in die Arktis.
Die brummige Meerhexe Wakira, der tapfere Inuitjunge Nanook
und die Tiere des Polarmeeres erleben ein Jahr lang aufregende Abenteuer.
Sie wehren sich gegen den Umweltschmutzfink Mister Dukati und gegen hinterhältige Wilderer, sie müssen sich mit einer Monsterkrabbe herumärgern und retten einen erschöpften Eisbären.

Wie sie das tun und was sie bei diesem Abenteuer alles erleben?
Wer weiß? Lest selbst und entdeckt die geheimnisvolle Arktis!

Ab 7

Nanook

Umweltmärchen

von Marianne Thiele, illustriert von Heike Georgi
Mitwirkende
Autor / AutorinMarianne Thiele
Illustriert vonHeike Georgi
Adaptiert vonPia Bächtold
Umweltmärchen-Leseprobe
Leseprobe
Nanook hilft der Meerhexe
„Einen frostigen guten Morgen wünsch ich! Was gibt’s Neues, Brüderchen?“, fragt Sneaky, der junge Eishai. „Hihi. Was wohl?“, kichert sein Zwillingsbruder Speedy. Er beobachtet Wakira, die Meerhexe. Sie sitzt in ihrer Unterwasserhöhle und betrachtet sich fasziniert in einem Spiegel. Sneaky seufzt bei diesem Anblick, als ob er Zahnschmerzen hat. „Ich hasse die moderne Technik“, murrt er. „Sie ist so grottenlangweilig! Seit Wakira dieses blanke Ding gefunden hat, tut sie nichts anderes mehr, als reinzugucken. Und was sieht sie da?“ „Die schönste Meerhexe der Welt“, flötet Speedy. „Mit einer Figur wie eine Seenadel“, ergänzt sein Bruder. Und dann übertrumpfen sie sich gegenseitig: „Mit Haaren, so grün wie Seetang.“ „Mit Krallen, so hübsch wie die vom Seetiger.“ „Mit Zähnen, so gelb wie Schimmelpilz.“ „Mit einer Nase, so krumm wie eine Seegurke.“ „Es wird echt Zeit, dass sie am MSDS – Wettbewerb teilnimmt: Meerhexen suchen den Superstar!“ Kichernd beobachten die zwei Schlingel, wie sich Wakira geziert mit ihren grünen Augen zuzwinkert. „He, wir sind doch Eishaie“, sagt Sneaky plötzlich. „Holen wir ihr doch etwas Eis, damit sie sich abkühlt.“ „Aber wir putzen es vorher so blitzeblank wie ihren Spiegel“, kichert Speedy. Und genau das tun sie. Die Eisscheibe stellen sie still und heimlich zwei Meter entfernt vor der Höhle auf. Sie hätten auch einen größeren Abstand wählen können. Sogar beim Schwimmen sieht die Meerhexe weder nach links noch nach rechts, sondern nur in ihren Spiegel. Der Zusammenstoß ist deshalb unvermeidlich. Mit einem lauten Peng! knallt Wakira gegen das durchsichtige Hindernis. „Aujau, mein Kopf!“, stöhnt sie. „Tut das weh! Als ob ein Walross hindurchtrampelt!“ Das würde wohl kaum hineinpassen, denken die kleinen Eishaie. Nun hat sie ja wohl keinen Bock mehr auf ihren blöden Spiegel. Nun wird sie sich endlich wieder um uns kümmern! Weit gefehlt. Das Meerhexenkopfweh wird von Minute zu Minute schlimmer. Wakira weiß sich nicht zu helfen, denn noch nie hat ihr der Kopf weh getan. Sie flucht: „Tanka watanka, die Wogen sollen toben, drunten wie auch oben!“ Das Meer gehorcht ihr. Ein Sturm zieht auf, wie ihn die Arktis noch nicht gesehen hat. „Wie furchtbar! Tu doch was!“, jammert Sneaky. Speedy schnappt sich das Amulett der Meerhexe. „Komm mit! Wir müssen einen Menschen finden!“, ruft er seinem Bruder zu. „Die komischen Zweibeiner kennen sich mit Kopfweh aus!“ Die Eishaie tauchen direkt vor der Küste Labradors auf. Dort steht ein kleiner Mensch am Ufer und bestaunt das wütende Meer. Er trägt die traditionelle Kleidung der Inuit, nämlich einen wetterfesten Parka aus Robbenfell, mit dem Pelz nach innen. Die Luft zwischen Körper und Pelz isoliert ausgezeichnet gegen die arktische Kälte. Die Hose ist aus wasserabweisendem Eisbärenfell und die Eskimostiefel, Mukluks genannt, ähneln hohen Mokassins. Fest verschnürt, halten sie die Füße trocken. „Schade. Bloß ein Junges“, murmelt Speedy. „Aber haben wir eine Wahl?“ Sie schlagen mit den Flossen, bis der kleine Mensch sie bemerkt, dann werfen sie das Meerhexenamulett genau vor seine Füße. Verwundert hebt er es auf. Und kaum ist das geschehen, da versteht er die Sprache der Tiere. „Seid gegrüßt. Ich bin Nanook, ein Inuitjunge“, stellt er sich vor. „Warum wollt ihr meine Hilfe?“ Die Eishaie erklären ihm, wieso das Meer tobt. Nanook überlegt. Gegen so ein ungewöhnliches Kopfweh muss man auch ungewöhnliche Mittel einsetzen, denkt er. Am Strand liegen Seeigel. Nanook sammelt davon genau 13 Stück, denn das ist eine magische Zahl. Die Eishaie stellen inzwischen eine Luftblase her. Mit ihr taucht der Inuitjunge bis zur Höhle der Hexe. Wakira staunt, als sie Nanook sieht, aber sie tut, was er ihr rät: Sie legt sich die Seeigel auf den Kopf und bittet die stachligen Gesellen, das Kopfweh wegzunehmen. Das funktioniert tatsächlich – schon nach zehn Minuten geht es Wakira wieder gut. Während sie ihren Spiegel in der hintersten Ecke der Höhle versteckt, lässt sich Nanook von den Eishaien wieder nach Hause bringen. Als Dankeschön für seine schnelle Hilfe darf er das magische Amulett behalten - den Universalübersetzer für die Sprache der Tiere.