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Mathilde Freud (1887–1978), die älteste Tochter Sigmund Freuds, hat zwischen 1903 und 1910 etwa 60 Briefe an ihren Jugendfreund Eugen Pachmayr in München geschrieben. Mathilde spricht darin mit eigener Stimme: mal spielerisch-flirtend, mal provozierend und besorgt, immer wach und kulturell interessiert. Schicksalsschläge und schwere Krankheiten zeichnen ihr Leben. Nach ihrer Heirat mit Robert Hollitscher bleibt sie kinderlos. Um 1930 eröffnet sie in Wien ein Geschäft für handgearbeitete Kleidung, das sie nach der Emigration nach England in London weiterführt. Von ihren Geschwistern lebt sie am längsten.
Ein Perspektivenwechsel innerhalb dieser Biographie führt zu der Frage nach Freuds Vaterrolle. Insofern schreibt Gödde nicht nur ein Stück Geschichte der Psychoanalyse, so wie der Familiengeschichte Freuds neu, sondern bereichert auch die Diskussion um Freuds Frauenbild.