Eintöniges Leben in schmucklosem Raum von Frank K Ehm-Marks | Texte und Zeichnungen | ISBN 9783879562862

Eintöniges Leben in schmucklosem Raum

Texte und Zeichnungen

von Frank K Ehm-Marks, herausgegeben von Erik Steffen
Buchcover Eintöniges Leben in schmucklosem Raum | Frank K Ehm-Marks | EAN 9783879562862 | ISBN 3-87956-286-5 | ISBN 978-3-87956-286-2

Eintöniges Leben in schmucklosem Raum

Texte und Zeichnungen

von Frank K Ehm-Marks, herausgegeben von Erik Steffen
DICHT AN DER SONNE / Du willst schreien es herausschreien die Wut / die in Dir frißt. Die Dämonen die Dir Angst machen benennen loslassen einfach loslassen aber ein Kloß steckt Dir im Hals allein stehst Du auf der Straße / nervös suchen Deine Augen / nach der Sonne die ewig brennt da / und Du drehst Dich gehst zielstrebig drauf los bestellst Bier und Schnaps fütterst zwischendurch den Automaten / Du bekuckst Dir den Arsch / der Kellnerin / und weißt Bescheid / Irgendwann torkelst Du zum Klo pisst den letzten Rest Hoffnung in die Rinne
Über den Autor:
Aus dem Nichts heraus kommen, aus dem Nichts heraus etwas machen! Lebens- und Werkspuren
Im Jahr des Mauerbaus wird Frank-Kirk Ehm-Marks in die Welt geworfen, die rein zufällig Bad Kreuznach heißt. Als Mitglied einer Klischee-Familie – 10 Kinder, fast alle waren im Knast, ein Teil lebte in der DDR, der andere im Westen ohne jemals gemeinsamen Kontakt gehabt zu haben – ist sein Lebensweg von Anfang an mit dem Kainsmal „asozial“ überschattet. Unterbrochen von Heimaufenthalten wächst er beim Stiefgroßvater in der beschaulichen Idylle der Gartenstadt Spandau in West-Berlin auf.
Hierhin wird er verbracht und temporär geparkt in den Hausstand eines sendungsbewussten Altkommunisten, der mit der körperlichen und geistigen Entwicklung seines Enkels oft überfordert war, Menetekel abweichenden Verhaltens mit preußischer Härte sanktionierte, dahinter nur familiär bedingte „Asozialität“ vermutete. Gewichtiger Straftatbestand der DDR, verbales Totschlagsargument gegenüber jedem Nicht-Angepassten in diesem vermeintlich besseren Teil Deutschlands. Mit 15 Abbruch der Schule ohne Abschluss, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Ausbruch und Flucht in die Drogen- und Stricher-Szene vom Bahnhof Zoo, Erfahrung von Obdachlosigkeit und Sucht – dann Anschluss an die Berliner-Hausbesetzer-Szene.
Mitte der Achtzigerjahre fast 7 Jahre anhaltender Einbruch der Nüchternheit, es entsteht ein umfangreiches grafisches und literarisches Werk. Kontakte zur internationalen Mail-Art-Szene vibrieren und verlieren sich genauso rasant wie die Freundschaft zu Uwe Morawetz, Aktivist der Schwulen-Szene, dem virilen Wegbereiter so unterschiedlicher Pro-jekte wie Social Beat und der esoterisch angehauchten Friedens-Universität Potsdam unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama.
Wichtigster Bezugspunkt aber wird die Kreuzberger Punk-Galerie und Sozialstation „endart“, wo unter der Regie des unbeirrbaren Porno-Trash-Piloten Klaus Theuerkauf in den 90ern unter anderen Blalla W. Hallmann, Reinhard Scheibner und Stu Mead ausstellen. Endlich ein Mutterschiff erreicht, eine menschliche Heimstätte gefunden: Obszessiv und kaputt ist die Eigeninszenierung aller Anwesenden, die Grenzziehung zwischen Kunst und Leben obsolet, die Aggression gegenüber der Realgesellschaft Konsens – und genau hier ist eine Bündelung wütender Reflexe auf die Außenwelt zu spüren. Credo: Diese Welt ist kränker als du leben und malen kannst! Hier finden Ehm-Marks' Bilder, ihre bizarr-poetische Variante von Art brut, kurzzeitige Anerken-nung und Käufer.
Der unverhoffte Erfolg führt ungebremst in die nächste Absturzphase. Heroin und Methadon werden für 9 Jahre seine auszehrenden Glücksverhinderer, erst Anfang 2003 schafft er einen vielleicht endgültigen Absprung. Auto-Heroin ist der Name für sein hellsichtig kastriertes Überlebenskunst-Projekt.
Von 1984 bis heute erschienen mehr als ein Dutzend Text-Sammlungen, die – kein Etikettenschwindel – Underground pur sind. Nur eine Auswahl: „Die Verfassung der Gäste“, Selbstverlag 1984, „Eisbox“, Reflection Press, Stuttgart 1988, „Hunger schal schal Hunger“, Morawetz-Verlag, Berlin 1988, „Gram“, „Harnröhrenentzündung“ und „Rot“, alle Selbstverlag, Berlin 1989, „Mielachs Glocken“ im Al Verlag, Stuttgart 1989, „Sätze wie Fremde“, Edition Galerie W 33, Leipzig 1992 und „Der blaue Zigarettenautomat“ im Dreieck-Verlag, Mainz 1996. Durch die Vermittlung von seinem Förderer, dem Übersetzer Joachim Kalka, erscheint „Das Glück auf der Hollywood-Schaukel“ im renommierten MaroVerlag 1998. Diese Sammlung von Gedichten, Kurz-prosa und Grafiken gilt nicht nur Johannes Ullmaier in „Von Acid nach Adlon – eine Reise durch die deutschsprachige Pop-Literatur“, Mainz 2001, als das bislang repräsentativste Werk des Autors.
Das hier vorliegende Buch versammelt fast komplett die bisher unveröffentlichten Texte von Frank-Kirk Ehm-Marks, die zwischen 1993 und 2000 entstanden. Text- und Lebensspuren, die der Vergessenheit zum Opfer fallen könnten. In diesem Sinne hat dieses Werk auch eine vitale Komponente. Unprätenziöse, in sich begrenzte Bestandsaufnahme eines Zustands, der nach Veränderung schreit!