Generation und Erzählen. von Mathias Donfouet | Untersuchungen zum 'Wigalois' Wirnts von Grafenberg | ISBN 9783863760236

Generation und Erzählen.

Untersuchungen zum 'Wigalois' Wirnts von Grafenberg

von Mathias Donfouet
Buchcover Generation und Erzählen. | Mathias Donfouet | EAN 9783863760236 | ISBN 3-86376-023-9 | ISBN 978-3-86376-023-6
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Inhaltsverzeichnis
(von Stefanie Kratzsch - OPTIMUS Redaktion) Wie wird sich mein Nachwuchs ohne zweites Elternteil entwickeln? Was tragen meine Gene zur Entfaltung meines Kindes bei? Jedes Elternteil sah sich bereits mit solcherlei Fragen konfrontiert. Die Thematik des Familienkonzepts und der Kindererziehung hat in einer Welt von Hartz IV und 1.833.000 Alleinerziehenden deutschlandweit an Aktualität gewonnen. Nicht nur in der Gegenwart, auch in der Vergangenheit, thematisieren familiäre Verhältnisse schriftliche Quellen. Diesbezüglich tritt in der mittelalterlichen Literatur das Motiv der Eltern-Kind-Beziehung häufig auf, beispielsweise im Hauptwerk Wolframs von Eschenbach „Parzival“. Namenhafte Mediävisten und Historiker erforschten die Rolle des Kindes im Mittelalter, allen voran Philippe Ariès, dessen Ergebnisse als bahnbrechend auf diesem Gebiet gelten. Ariès bewies, dass vor dem 16. Jahrhundert keinerlei Vorstellungen zur Kindheit existierten. Bis zum siebten Lebensjahr war der Nachwuchs abhängig von seinen Eltern, danach wurde der Abkömmling übergangslos als Erwachsener angesehen und behandelt. Der Grund dafür liegt im damaligen Familienkonzept. Die Produktion von Nachkommen und der Fortbestand von Name und Besitz ersetzen Fürsorge und elterliche Zuneigung. Die Eltern-Kind-Beziehung stützte sich deshalb auf das Lehrherr-Lehrling-Prinzip. Mathias Donfouet beschäftigt sich in seiner Masterarbeit mit den genealogischen Strukturen im Roman , Wigalois‘ Wirnts von Grafenberg aus dem 13. Jahrhundert. Das vorherrschende mittelalterliche Familienprinzip wird in diesem Werk mehrfach aufgegriffen. Neben allerhand Familienkonstellationen stellt Wirnt von Grafenberg auch Bewertungen eben dieser an. Im Mittelpunkt der Erzählung steht der Werdegang des Gawein und seines Sohnes Wigalois. Der Vater verlässt Frau und Kind, um Ritter der Tafelrunde zu werden. Trotz väterlicher Abwesenheit wächst der Sohn zu einem vollkommenen, frommen Helden heran. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern bestimmen den Erzählstrang und werden in aller Deutlichkeit beschrieben. Dieser Roman eignet sich daher besonders für literaturwissenschaftliche Familienforschungen. Welche Rolle spielt die Abstammung im Leben eines Kindes und wie spiegelt sich das mittelalterliche Konzept der Familie im Werk wieder? In der vorliegenden Masterarbeit werden anhand philologischer Untersuchungen diese und ähnliche Fragen für das Werk des Wirnts von Grafenberg beantwortet. Nicht nur die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern, sondern auch deren Darstellungen im Erzähltext werden herausgestellt. Des Weiteren werden spezifische Geschlechterrollen aufgegriffen und analysiert. Neben der Haupthandlung treten in der Nebenhandlung weitere Figuren auf, deren Familienkonstellationen ausgearbeitet werden. Mathias Donfouet steuert gerade auf diesem Gebiet neue, wichtige Erkenntnisse bei und gibt der Mediävistik neue Forschungsimpulse. Der Autor leistet mit seiner Arbeit einen bedeutenden Beitrag zur Kultur des Mittelalters und bietet nicht nur einem Fachpublikum eine empfehlenswerte Lektüre, sondern auch jedem Leser, der eine Affinität zur mittelhochdeutschen Literatur besitzt.

Generation und Erzählen.

Untersuchungen zum 'Wigalois' Wirnts von Grafenberg

von Mathias Donfouet
Der Wigalois des Wirnt von Grafenberg schildert den Lebensweg von Gaweins Sohn Gwigalois. Der Haupthandlung steht eine Vorgeschichte um die Eltern des Protagonisten voran, während die Erzählung mit einem Wunsch nach der Fortsetzung über die Taten von Gaweins Enkel Lifort Gawanides ausklingt.
Die vorliegende Studie nimmt ihren Ausgangspunkt in der Beobachtung, dass die Familienzugehörigkeit des Helden ein grundlegendes Motiv im Wigalois darstellt. Der Roman beschreibt nicht nur eine Grundform genealogischer Kontinuität durch den Übergang von Vater zu Sohn. Thematisiert werden auch das Heranwachsen des Helden und seine Integration in gesellschaftliche Strukturen. Dabei erweist sich die Eltern-Sohn-Beziehung insofern problematisch als der Hauptprotagonist nahezu programmatisch vaterlos auftritt.
Der Autor diskutiert die Bedeutungsdimensionen der Begriffe Generation und Erzählen und arbeitet die Beziehungskonstellationen und die Textstrukturen heraus. Durch eine dokumentierte und profunde Textanalyse werden Bezüge zwischen sozialen Beziehungsmustern und narrativen Darstellungsstrategien beleuchtet.