Die Klavierkammermusik von Antonin Dvořák von Markéta Štědronska | Studien und Vergleiche mit Werken von Brahms | ISBN 9783795212803

Die Klavierkammermusik von Antonin Dvořák

Studien und Vergleiche mit Werken von Brahms

von Markéta Štědronska, herausgegeben von Hartmut Schick
Buchcover Die Klavierkammermusik von Antonin Dvořák | Markéta Štědronska | EAN 9783795212803 | ISBN 3-7952-1280-4 | ISBN 978-3-7952-1280-3

Die Klavierkammermusik von Antonin Dvořák

Studien und Vergleiche mit Werken von Brahms

von Markéta Štědronska, herausgegeben von Hartmut Schick
Den Hintergrund für die analytischen Betrachtungen von Dvořáks Kompositionen bilden die in Besetzung und Gattung korrespondierenden Werke von Johannes Brahms (1833–1897). Ihre Berücksichtigung, die jedoch im Unterschied zur Untersuchung von Dvořáks Klavierkammermusik keinen Anspruch auf Voll-ständigkeit erhebt, ist in zweierlei Hinsicht naheliegend: Zum einen hat Brahms das Bild der Kammermusik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidend geprägt, zum anderen hat er als langjähriger Freund und Kollege auf Dvořáks Leben und Werk eingewirkt.
Dvořák hat Brahms’ Partituren mit Hochachtung studiert und manche seiner Werke explizit als Orientierungsmuster für eigene Kompositionen bezeichnet. Für die Slawischen Tänze z. B. nahm er sich bekanntlich die Ungarischen Tänze von Brahms zum Vorbild, während die Entstehung der Konzertouvertüre Mein Heim von dessen Akademischer Festouvertüre angeregt wurde.
Das Thema des Brahms’schen Einflusses auf Dvořák bleibt aber durchaus ambi-valent. Einerseits ist man bemüht, Dvořák in Schutz zu nehmen und Vorurteile über sein angebliches Epigonentum zu zerstreuen, anderseits nimmt man seine Anlehnung an Brahms als ein positives Zeichen wahr, in dem sich die Fort-schrittlichkeit und Bereitschaft des Komponisten äußert, die Provinzgrenzen zu überschreiten und sich dem ‚main-stream‘ der europäischen Musik anzuschließen.
Die vorliegende Arbeit versucht nicht, diese Ambivalenz aufzuheben, sondern geht von ihr aus. Sie spiegelt den musikästhetischen Diskurs im 19. Jahrhundert wider: Einerseits strebte man nach Originalität, anderseits wollte man an Traditionen anknüpfen, um Teil eines kulturellen Universums zu werden. Der zunehmend an Bedeutung gewinnende nationale Aspekt zeigte sich als gemeinsamer Nenner der beiden Meinungsströmungen. Das Erfrischende und Originelle wie auch das Traditionelle konnten durch Anschlagen von ‚nationalen Tonfällen‘ erzielt werden.
Der in der Dvořák-Literatur häufig diskutierte Einfluss von Brahms auf Dvořák steht nur am Rande dieser Studien. Ziel ist vielmehr, die Werke der beiden Tonsetzer unvoreingenommen als Dokumente ihrer Zeit zu betrachten und auf analoge Aspekte hin zu untersuchen.