Verletzungen

Schlagzeilen, die häufig die Handschrift fragwürdiger Informationsquellen tragen, sorgen vermehrt für die Ethnisierung sozialer Probleme. Verbreitet wird eine diffuse Sichtweise, die sich einer verantwortungslosen Rhetorik bedient. Sie unterteilt die Weilt in eine guten und in eine böse, in eine zivilisierte und in eine barbarische. Schüren von Ängsten ist ein Teil dieser Rhetorik, die ein Freund- und Feindbild konjugiert und nicht selten in Hetzkampagnen ausartet. Es wird vom Zusammenprallen der Kulturen gewarnt und von umgekehrter Diskriminierung gesprochen. Darin verstricken sich Mythen mit Fakten und verfestigen bereits vorhandene Vorurteile. Daraus formieren sich auch diskriminierende Praktiken, bereits überholte werden wieder aktualisiert, Rechtfertigungen gesucht und bereitgestellt. Chancen, die Menschenrechte auf allen gesellschaftlichen Ebenen systematisch voranzutreiben und sie umzusetzen, sind dadurch gefährdet. Nicht selten haften Personen mit Migrationserfahrung das Stigma an, sie würden sich den Menschenrechnen gegenüber gar nicht oder nur halbherzig verpflichten. Übersehen wird dabei, dass Menschenrechtsverletzungen kulturelle Grenzen überschreiten und der Handlungsbedarf sehr wohl auch seitens der Schweizerbevölkerung eingefordert werden muss. Wichtig ist es, das Augenmerk nicht von der Tatsache abzulenken, dass die Menschenrechtsbildung eine intra- und interkulturelle Herausforderung darstellt. Davon betroffen sind alle sozialen Kulturgruppen. Haben bis anhin die Menschenrechte als ein prozessorientiertes Werkzeug vielerorts einen hohen Stellenwert, sehen wir uns immer wieder mit Verletzungen konfrontiert, die wir nicht als solche wahrnehmen. Das trifft sowohl auf Werbekampagnen als auch auf Redewendungen zu, die wir gemeinhin schnell als ignorante, lächserliche oder unbewusste Äusserungen verdrängen. wir unterschätzen dabei, dass sie die Menschenwürde vereinzelter sozialer Gruppen verletzten. Klare Richtlinien, die Menschen vor diskriminierenden Praktiken schützen, werden überschritten. Wie können wir die Sensibilisierung für Menschenrechte wahrnehmen, ihnen Gehör verschaffen und sie in der intra- und interkulturellen Vermittlungs- und Übersetzungsarbeit umsetzen, wenn wir nicht bereit sind, unser eigenes Umfeld unter die Lupe zu nehmen? In diesem Sinn wurden die Texte für dieses Lehrmittel/Handbuch verfasst. Wir setzen auf Eigenverantwortung, sowohl Menschenrechte also auch anti-diskriminierende Strategien in die Bildung und in den beruflichen Alltag einzubauen. Das vorliegende Lehrmittel/Handbuch befasst sich mit generellen und partikulären Themen mit dem Ziel, kritisches Denken zu fördern, fassbare und weniger fassbare Diskriminierungsmuster zu erkennen, die integrative Funktion der Menschenrechte ins Bewusstsein aufzunehmen und sie kompromisslos im berufliche und persönlichen Alltag einzusetzen.