Gazellenspuren von Miral al-Tahawi | Roman | ISBN 9783293204102

Gazellenspuren

Roman

von Miral al-Tahawi, aus dem Arabischen übersetzt von Doris Kilias
Buchcover Gazellenspuren | Miral al-Tahawi | EAN 9783293204102 | ISBN 3-293-20410-4 | ISBN 978-3-293-20410-2
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Schweizer Familie: Al-Tahawi lüftet gleichermaßen den Schleier und erlaubt einen Blick in eine uns fremde, aber dennoch faszinierende Welt weit entfernt von den Märchenwelten von Tausendundeiner Nacht. Sie erzählt symbolreich und bildgewaltig, hält ihre Sprache aber dennoch nüchtern und karg und spiegelt damit wohl auch die Poesie der Wüste.

Literatur global: Die Autorin deutet in diesem Roman mehr an, als dass sie erklärt. So schickt sie nicht nur das Mädchen Muhra auf Spurensuche, sondern auch die Lesenden. Aus Fragmenten und Andeutungen setzt sich das Bild einer Frau zusammen, die sich nicht anpassen will. Aufbegehren endet im Desaster, denn die Selbstverwirklichung von Frauen hat in der patriarchalischen Stammesgesellschaft keinen Platz. Eine Welt von Frauen, aber dominiert von Männern. Auch der dritte Roman von Miral al-Tahawi lebt von der poetischen Sprache, von wunderbaren Bildern und von der Rätselhaftigkeit. Die verschlungene Erzählung ist nicht einfach zu lesen. Trotzdem oder gerade deshalb ist das kleine Buch sehr zu empfehlen.

Associated Press Nachrichtenagentur: Der Roman, in dessen Mittelpunkt die junge Frau Muhra steht, erlaubt Einblicke in Familienschicksale, Traditionen und Überzeugungen der arabischen Oberschicht im Ägypten von Muhras Vorfahren. Miral al-Tahawi präsentiert keine leichte Kost, aber eine Erzählung mit vielen einzelnen Facetten.

LISAN: Der Leser durchlebt in diesem Roman ein familiäres Labyrinth. Alles ist voller Geräusch: Bienen vor dichten Maulbeerbäumen, Kupferkessel am Feuer, Kinder beim Spiel. Bilder des Glücks, der Trauer und der Liebe ziehen vorbei. Fabulieren kann Miral al-Tahawi, zumal sie Schicksalen nachgeht, deren erzählerische Fäden zuweilen weit in Raum und Zeit gespannt sind. Wohl vergingen einige Traditionen völlig, denn wer pilgert noch mit der Karawane nach Mekka? Dafür werden andere neu arrangiert wie die Jagd mit Hubschraubern, an denen Videokameras befestigt sind, damit die Scheichs am abendlichen Feuer Szenen wieder und wieder sehen und erörtern können. Schließlich kommen Traditionen neu auf: Wie oft wird aus einem Beduinenkind eine begabte Poetin? Diese Familiensaga ist ein kunstvolles Wegzeichen.

EKZ Bibliotheksservice: Ein poetischer, kunstvoll konstruierter Roman, der schon nach kurzer Lektüre verzaubert und in seinen Bann zieht. Breit empfohlen.

Die Märkische: Die Autorin begibt sich auf verschlungene Erzählpfade und beschreibt virtuos die Traditionen einer einst reichen und mächtigen Beduinenfamilie, die im Nildelta Pferde- und Falkenzucht betreibt. Im Roman verkommt das ehemals stolze Beduinenleben zur Farce, die Falkenzucht lockt Ölscheichs an, die ihrem Luxushobby nachgehen, aber das Leben mit den Falken nicht verstehen, die Zelte verfallen, die Zeit der patriarchalischen Kultur scheint zu Ende zu sein.

Literaturnachrichten: Auch der dritte Roman von Miral al-Tahawi lebt von der poetischen Sprache, von wunderbaren Bildern und von der Rätselhaftigkeit. Die verschlungene Erzählung ist nicht einfach zu lesen. Trotzdem oder gerade deshalb ist das kleine Buch sehr zu empfehlen.

Bayerischer Rundfunk: Ein Buch über die Macht der Erinnerung. Der Blick geht hinein ins Innere einer Familie, verknüpft assoziativ die Schicksale von Menschen dreier Generationen. Die Sprache ist bildhaft und klar, ein ruhiger Erzählfluss, schwerelos, fast meditativ.

Buchprofile: Aus Andeutungen webt Miral al-Tahawi ein luftiges, schleierartiges Text-Gewebe, durch das das Gefüge aus der strukturellen, patriarchalen Macht der Männer und der Ohnmacht und Angst der Frauen durchscheint.

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Miral al-Tahawi ist eine virtuose Erzählerin, Traumsequenzen und Erinnerungsfetzen werden in ihrem ›nouveau roman oriental‹ zu einem poetischen Irrgarten von melancholischer Schönheit arrangiert, in dem jede Figur ein Gedicht in Prosa ist. Die übermächtige Großmutter, der herrisch-brutale Großvater, der meistens abwesende, intellektuelle Vater, der zwischen der Beduinenwelt und der Moderne schwankt. Schließlich die unglücklichen drei Schwestern, die von der Wüste und den Konventionen wie von einem Gefängnis eingeschlossen werden und daran zugrunde gehen. Auf jeder Frage lastet ein Tabu, jede mögliche Antwort klingt nach einem Skandal. Der Boden, der einst und traditionell den Töchtern gehörte, ist längst verkauft, die Pferde sind verschwunden, die Zelte allenfalls Dekoration. Der Onkel lebt in Amerika, vom Erlös seines Beduinenerbes eröffnete er dort eine eigene Tankstelle; die Falkenjagd, auf die der Vater so stolz war, verkommt zum profanen Hobby für reiche Ölscheichs aus Saudi-Arabien, die in den Tieren Luxusgüter und in dem stolzen Beduinenoberhaupt nichts als einen Dienstleister sehen. Das Anwesen verfällt, die Wüstenoase wird zum tschechowschen Kirschgarten, den die Erzählerin verlassen muss, will sie dem Kreis der Bedrückung entfliehen.

Gazellenspuren

Roman

von Miral al-Tahawi, aus dem Arabischen übersetzt von Doris Kilias

Die Bilder im alten Haus am Nil sind Muhra seit ihrer Kindheit vertraut. Da ist zum Beispiel das Foto der drei Schwestern mit den bunten Schleifen im Haar. Oder ein Gemälde, von einem durchreisenden Franzosen gemalt: Beduinen sitzen um ein Feuer und sehen einer verschleierten Frau beim Tanz zu. Und von ihrem Vater gibt es Fotos mit seinem Lieblingsfalken und mit edlen Araberpferden.
Jedes der Bilder birgt ein Geheimnis. Welche der drei Schwestern ist Muhras Mutter? Wer ist die tanzende Frau am Feuer? Weshalb nahm der Vater für reiche Ölscheiche an Falkenjagden teil, die nichts als eine Farce waren? Muhra will die Wahrheit wissen und sucht ihre Spuren in Erinnerungsfetzen, in den Geschichten der Alten, in versteckten Aufzeichnungen und Skizzen.