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Historisch Interessierte zu den Themen Österreich; 1918-1938; Ständestaat; NS-Opfer
Zur Person Hans Karl Zeßner-Spitzenberg: Der am 4. Februar 1885 im Schloss Dobritschan (bei Saaz/Žatec, Nordböhmen) auf dem elterlichen Gut geborene Hans Karl von Zeßner-Spitzenberg lernte schon früh im Saazer Staatsgymnasium den Radikalismus einer deutschnationalen und antiklerikalen Umwelt kennen. Seine Klassenkollegen schwärmten von Wilhelm II. und bejubelten die Führer der Deutschnationalen, Georg Ritter von Schönerer und Karl Hermann Wolf.
Die deutschsprachigen Gebiete Böhmens waren damals die Hochburgen der radikalen deutschen Parteien Österreichs. Der junge Aristokrat dagegen fühlte sich als Österreicher im übernationalen Verständnis des Wortes. Er wurde früh ein tiefgläubiger Katholik und interessierte sich für soziale Fragen seiner noch feudal geprägten ländlichen Umgebung. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Prag und Berlin und wurde Mitglied mehrerer katholischer Studentenverbindungen. 1909 trat er bei der Prager k. k. Statthalterei in den Verwaltungsdienst ein. Bald arbeitete er in der jungen christlichsozialen Partei mit.
Über das Statistische Zentralamt und das Ackerbauministerium führte ihn seine Laufbahn in den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, wohin ihn Karl Renner berufen hatte, wo er von 1919 bis 1931 wirkte und dessen stellvertretender Leiter er wurde.
1920 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur für Verfassungs- und Verwaltungsrecht.
1930 publizierte Zeßner-Spitzenberg das Buch „Das österreichische Agrarrecht“. Es wurde ein Klassiker und ist bis heute Vorbild für Agrarjuristen. 1931 erfolgte seine Berufung auf die Lehrkanzel für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Bodenkultur.
Die soziale Frage im ländlichen Raum hatte ihn schon vor dem Ersten Weltkrieg praktisch und theoretisch beschäftigt. Er schloss als Gutsherr von Dobritschan mit den dortigen Landarbeitern den ersten Kollektivvertrag in diesem Bereich ab. Sein Vortrag „Ein kollektiver Arbeits- und Tarifvertrag“, den er im Club der Land- und Forstwirte 1913 hielt, und die entsprechende Publikation machten ihn als Fachmann bekannt.
Seine „Einführung in die Landarbeiterfrage“ erschien 1920 in zweiter Auflage. Sie ist seinem Berliner Lehrer Max Sering gewidmet und legt diese Frage vom Standpunkt des Arbeiters, von dem des praktischen Landwirtes und von dem des Wirtschafts- und Sozialpolitikers dar. Diese Arbeit ist noch heute lesenswert, um die Landwirtschaft als eine besondere Lebensform zu verstehen.
1936 erschien sein „Aufbau des Berufsstandes Land- und Forstwirtschaft“. Er beschreibt das Bundesgrundsatzgesetz über diesen Berufsstand, der als erster und einziger eingerichtet wurde.
Als Rechtslehrer war er „Professor“ in der schönsten Bedeutung des Wortes: Er war Bekenner seiner Überzeugungen und des von ihm für richtig Erkannten. Er war Naturrechtler in einer Welt von Rechtspositivisten. Als Rechtspraktiker und auch als publizierender Rechtswissenschaftler arbeitete er im Sinne des Rechtspositivismus.
Zeßner blieb seinen Jugendidealen nach dem Umbruch 1918 treu. Wie er sich schon vor 1918 nicht als Deutscher in einem Vielvölkerstaat, sondern als Österreicher im übernationalen Verständnis des Wortes gefühlt hatte, so hatte er ein geradezu europäisches Österreichbewusstsein in der Republik. Österreich sollte nach ihm sein übernationales Wesen in einer Donaugemeinschaft pflegen und betätigen. Er war Legitimist und ein tiefer Verehrer Kaiser Karls, dem er das Buch „Kaiser Karl“, das 1953 von Erich Thanner herausgegeben wurde, gewidmet hat. Er sah in Karl das Ideal des katholisch-österreichischen Menschen und ein Vorbild. In der Legitimistischen Bewegung, insbesondere im Reichsbund aller Österreicher engagiert, pflegte er ständigen Kontakt mit der kaiserlichen Familie. Er engagierte sich früh für die Seligsprechung Karls, die 2004 erfolgte.
Mit Ernst Karl Winter, mit dem ihn ein Österreichbewusstsein auf dem Grund einer „sozialen Monarchie“ verband, August Maria Knoll, Alfred Missong und Wilhelm Schmidt gründete er im Herbst 1926 die „Österreichische Aktion“. Es ging um den Kampf für ein selbständiges Österreich und gegen die deutschnationalen Tendenzen fast aller Gruppierungen.
In „Die Zukunft des Hauses Österreich“ (1927) schreibt Zeßner:
In „Die Zukunft des Hauses Österreich“ (1927) schreibt Zeßner: