Bisterlasuren im Mittelalter …
Betrachtungen zu schwarzen Fassungen an profanen Gebäuden der Spätgotik bis ins 19. Jahrhundert
von Holger WilckeHolger Wilcke hat das Schwarz in über 100 gründlich befundeten Beispielen für den Zeitraum vom 14. bis zum frühen 19. (!) Jahrhundert nachgewiesen. Er bleibt aber nicht beim bloßen Nachweis stehen, sondern will wissen, warum Schwarz eine offenbar so wichtige Rolle im Hausbau spielt und was es zu bedeuten hat. Mit unseren ästhetischen Vorstellungen ist es z. B. schwer in Einklang zu bringen, dass nicht nur die Fachwerkhölzer, sondern die Bohlenwände schwarz gestrichen wurden, so dass es z. B. komplett schwarze Stuben gegeben hat. Sogar das Holz von manchen Dachstühlen hat einen schwarzen Anstrich bekommen, wie sich aus der gleichmäßigen Färbung ergibt, was sich deutlich von einer bloßen Verrußung unterscheidet, die je nach Lage des Holzes zur Rauchführung sehr unterschiedlich sein kann.
Er kommt dabei zu überraschenden, im gewissen Sinn zugleich recht aktuellen Schlussfolgerungen: etwa die mögliche Wirksamkeit des aus Russ gewonnen Schwarz gegen lästige Insekten und gegen Mikroorganismen, wie sie in warmfeuchter Umgebung gedeihen (und so in Zeiten wärmeren Klimas besonders häufig auftreten). Daneben darf aber die ästhetisch-repräsentative Komponente von Schwarz als Modefarbe des 16./17. Jahrhunderts nicht aus dem Auge verloren werden, wenn damit z. B. in mehrfachen lasierenden Bisteranstrichen edle Oberflächen, wie schwarzes Ebenholz nachgeahmt werden, ja Schwarz vielleicht auch als durchscheinende Grundierung für darüber aufgetragene kostbarere Farbigkeit dient.