„Andrea Fleischer’s „Zisterzienserabt und Skriptorium“ presents a case study of the Cistercian abby in Salem (...). Although the work reads more like a collection of essays than a coherent monograph, each section is well researched and written, with detailed bibliography and substantiated arguments. At the outset it should be noted that the book itself is beautifully produced, with a gold-embossed red cloth binding, a color plate on the front cover, and many black-and-white-images at the back. It is unfortunate that the subtitle does not appear on the cover or spine, however, because the primary title gives the impression that the book is a general study of Cistercian book production instead of a case study of a specific abbey. (...)
Fleischer’s work is a model study of a single scriptorium that also demonstrates the importance of historical and geographical context. „Zisterzienserabt und Skriptorium“ adds to the growing body of evidence demonstrating that medieval abbeys and their scriptoria were strongly influenced not inly by the customs and demands if their orders but also by their relationships with nearby abbeys, regardless of monastic affiliation.“
In: Speculum. January 2007. pp. 184-185.
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„F. ist für ihre akribische Aufarbeitung der Salemer Handschriftenproduktion in der Ära Eberhards von Rohrdorf zu danken. Sie liefert einen willkommenen Baustein, den niemand, der höher zu bauen sucht, verwerfen wird.“
In: Mittellateinisches Jahrbuch. 41 (2006) Heft 2. S. 311-314.
Zisterzienserabt und Skriptorium
Salem unter Eberhard I. von Rohrdorf (1191 bis 1240)
von Andrea FleischerIm Zentrum dieser Arbeit steht das Zisterzienserkloster Salem, das 1134 gegründet wurde und durch seine Nähe zum Bodensee in eine Kulturlandschaft eingebunden ist. Zu nennen sind die Klöster Reichenau, St. Gallen, Weißenau, Weingarten, die Konstanzer Dombibliothek und auch das weiter entfernt gelegene Zwiefalten.
Unter dem fünften Abt von Salem, Eberhard I. aus der einflussreichen Familie der Grafen von Rohrdorf bei Meßkirch, erlebte das Zisterzienserkloster eine wirtschaftliche Prosperität, die auch dem Skriptorium einen ersten Höhepunkt beschied.
In einer ausführlichen paläographischen Untersuchung wird die Salemer Schreibschule dieser Zeit rekonstruiert, und in einem kunsthistorischen Teil werden die verschiedenen Initialstile der Werkstatt untersucht.
Auf diesen Grundlagen basieren die nachfolgenden Fragestellungen, inwieweit die Ausstattung der Salemer Handschriften mit den rigiden Statuten des Zisterzienserordens konform ist und den ästhetischen Vorstellungen des bedeutendsten Zisterziensers Bernhard von Clairvaux entsprechen. Dabei wird das Skriptorium sowohl im Vergleich mit seinem zisterziensischen Schwesterkloster Kaisheim betrachtet als auch im Spannungsfeld seiner Eingebundenheit in
eine bereits bestehende Klosterlandschaft – hervorzuheben sei das Kloster Weingarten unter Abt Berthold und Zwiefalten mit Reinhard von Munderkingen. Im Folgenden wird die Wissenschaftspflege der Zisterzienser behandelt sowie zusammengestellt, welche Texte in der Salemer Klosterbibliothek zu Beginn des XIII. Jahrhunderts abgeschrieben und gesammelt wurden. Schließlich erfährt die eigene literarische Produktion eine besondere Würdigung. Aus der Feder eines gewissen Johannes Gallus sind Gedichte auf Diethelm von Krenkingen, dem Abt von der Reichenau und Bischof von Konstanz, der in Salem seine letzte Ruhestätte fand, ebenso überliefert wie ein Epitaphgedicht auf zwei bislang unbekannte Grafen, die als Mitglieder der Familie des Eberhard von Rohrdorf identifiziert werden konnten und als Laien in Salem ebenfalls eine Grabliege erhielten.
Einen besonderen Höhepunkt bilden aber die Verse des Johannes Gallus über den Staufer Philipp von Schwaben, der 1208 in Bamberg hinterrücks ermordet wurde. Diese werden mit anderen zeitgenössischen Gedichten über den Königsmord zu Bamberg verglichen. Ferner wird eine Vision über ein Eucharistiewunder – auf Abt Eberhards Veranlassung in Salem niedergeschrieben – in dieser Arbeit nach der Urfassung ediert.
Mit der Zusammenstellung der Texte, die in Salem gesammelt wurden, und der Würdigung der eigenen literarischen Produktion gelang es, das bislang gültige Bild zu revidieren, dass Eberhard von Rohrdorf ein nüchterner Zisterzienser gewesen wäre, der sich um kulturelle Angelegenheiten wenig Verdienste erworben hätte. Vielmehr förderte und kultivierte der Zisterzienserabt die Hagiographie und die Visions- und Mirakelliteratur sowie die Memoria an Menschen, die mit Salem verbunden waren, in hohem Maße.