Die Radiofamilie von Ingeborg Bachmann | ISBN 9783518745502

Die Radiofamilie

von Ingeborg Bachmann, herausgegeben von Joseph McVeigh
Buchcover Die Radiofamilie | Ingeborg Bachmann | EAN 9783518745502 | ISBN 3-518-74550-6 | ISBN 978-3-518-74550-2
Leseprobe

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wie sie sich mit leichter Hand eine Wiener Tradition des humoristischen und satirischen Schreibens aneignet, ist … auch für den heutigen Leser noch vergnüglich.

NZZ am Sonntag:

»Die treffsichere Alltagssprache ist einmalig in Bachmanns Werk und lässt Die Radiofamilie als heiteres Gegenstück zum Nachkriegsfilm Der dritte Mann erscheinen. Das Heitere sollte im späteren Werk der Dichterin allerdings nicht mehr vorkommen. Dennoch ist die Soap Opera im Werk der Bachmann kein Ausrutscher, sondern der Versuch, dem Gewicht der Welt mit Leichtigkeit beizukommen.«

DIE ZEIT: Was sofort ins Auge fällt: wie unglaublich geschickt die Serie konzipiert war. Ihre Kollegen sprechen im Rückblick sogar von ›Genie‹.

Neue Luzerner Zeitung: Ingeborg Bachmanns Radio-Seifenoper-Folgen sind eine vergnügliche Lektüre, die zwar Bezüge zu ihrem späteren literarischen Werk und wohl auch zu ihrer Biografie entdecken lässt. Zuallererst aber zeigt sie das Geschick der Autorin, Wiener Lebensalltag nach 1950 in kleine Szenen zu fassen und so Jahrzehnte später das Aroma jener Jahre noch nachschmecken zu lassen.

Die Radiofamilie

von Ingeborg Bachmann, herausgegeben von Joseph McVeigh
Im Herbst des Jahres 1951 tritt eine »kettenrauchende Meerfrau mit Engelhaar, die mehr flüsterte als sprach« in die Hörspielabteilung des amerikanischen Besatzungssenders Rot-Weiß-Rot in Wien ein. Ingeborg Bachmann, so der Name der jungen Frau, wird für die nächsten beiden Jahre das Unterhaltungsprogramm des Senders prägen und die Radiofamilie Floriani zur bekanntesten und beliebtesten Sendung der Nachkriegszeit machen.
Sie sind bürgerlich, und sie sind verschroben, die Florianis: Da ist Hans, der Paterfamilias, Oberlandesgerichtsrat und ehrenhaft bis in die Knochen. Von den rotzfrechen Kindern wird er um den Finger gewickelt: »Ich bin eine komische Figur in meiner Familie«, beklagt er sich bei seiner Frau Vilma, Generalstochter aus dem Ersten Weltkrieg, »also ein bisserl etwas Höheres«, und in dieser Frage nicht gewillt, dem Herrn Gemahl zu widersprechen. Strenger geht sie da schon mit dem Onkel Guido ins Gericht, dem Halbbruder des Oberlandesgerichtsrats. Er war ein Nazi, aber ein kleiner, der sonst nichts angestellt hat. »Nur ein Trottel, der auf den Hitler hereingefallen ist.« Woche für Woche kommen sie zusammen und verhandeln mit viel Witz und Ironie den Kalten Krieg, die Entnazifizierung, den beginnenden Wiederaufbau – und neben dem großen auch das kleine Geschehen im Nachkriegsösterreich.
Lange galten die von Ingeborg Bachmann verfaßten Skripte als verloren. In diesem Band sind sie nun, zusammen mit einem ausführlichen editorischen Nachwort des Herausgebers, erstmals publiziert.